Multi-Milliardär Arnault wird aus Land geworfen "Hau doch ab, reicher Idiot"

Paris · Bernard Arnault, der reichste Mann Frankreichs, wird jetzt zur Tür gebeten. Weil der Unternehmer die belgische Staatsbürgerschaft annehmen will, wirft die Zeitung "Libération" ihn mit klaren Worten aus dem Land.

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Arnault, der Chef des weltgrößten Luxuskonzerns LVMH und langjährige Vertraute des abgewählten konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy, hatte am Wochenende rasch klargestellt, dass er auch künftig seine Steuern in Frankreich zahlen werde. Tatsächlich strebt er die doppelte Staatsbürgerschaft an. Dennoch hatte die Nachricht über seinen Antrag für eine belgische Staatsbürgerschaft einen Proteststurm ausgelöst.

"Libération" druckte am Montag auf der gesamten Titelseite ein großes Foto von Arnault mit einem knallroten Koffer ab und überschrieb es mit dem Text: "Hau ab, du reicher Idiot!". Die Schlagzeile war eine Anspielung auf Sarkozy, der 2008 einen Mann, der ihm den Händedruck verweigert hatte, mit den Worten angefahren hatte: "Hau ab, du armer Idiot!"

Arnault erstattet Anzeige

Der Chef des Luxuskonzerns LVMH, zu dem Nobelmarken wie Vuitton, Kenzo, Givenchy oder die Champagnermarke Moët et Chandon gehören, erstattete Anzeige wegen "öffentlicher Beleidigung". Er habe "angesichts der extremen Vulgarität und der Heftigkeit des Titels" keine andere Wahl, hieß es in einer Erklärung.

Der Redaktionsleiter der Zeitung, Vincent Giret, hob gegenüber der Nachrichtenagentur AFP hervor, dass auch Arnaults Antrag auf die belgische Staatsbürgerschaft "ein gehöriges Maß Vulgarität" aufweise, was "Liberátion" in einem "Boomerang-Effekt" zurückgegeben habe.

Arnault ist dem Magazin "Forbes" zufolge mit einem Vermögen von 32 Milliarden Euro der reichste Mann Europas und der viertreichste Mann der Welt. Laut Schätzungen leben tausende wohlhabende Franzosen in Belgien, weil sie dort weniger Steuern zahlen.

Hollande appeliert an Patriotismus

In die hitzige Debatte hatte sich auch Frankreichs sozialistischer Präsident François Hollande eingeschaltet, der eine Reichensteuer von 75 Prozent für Einkommen ab einer Million Euro einführen will. "Er hätte abwägen müssen, was es bedeutet, eine andere Nationalität zu beantragen", sagte Hollande an den Chef des Luxuskonzerns LVMH gerichtet. "Viele Franzosen haben gedacht, dass er diese (die französische) Nationalität aufgibt", sagte Hollande in einem Interview im Fernsehsender TF1. Die Franzosen seien aber "stolz darauf, Franzosen zu sein". In Krisenzeiten, wo Anstrengungen nötig seien, müsse an den Patriotismus appelliert werden.

Der Antrag auf die belgische Staatsbürgerschaft habe "persönliche Gründe" und sei vor einigen Monaten erfolgt, sagte Arnault am Wochenende. Er dürfe "nicht politisch interpretiert" werden. Angeblich plant Arnault ein "sensibles" Investitionsprojekt, das durch eine belgische Staatsbürgerschaft erleichtert würde. Arnault hatte 1981 nach dem Wahlsieg des Sozialisten François Mitterrand Frankreich verlassen und lebte drei Jahre in den USA.

(AFP)
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