US-Militärgefängnis Afghanen übernehmen Kontrolle über Bagram

Kabul · Der lange Streit um das US-Militärgefängnis Bagram zwischen Washington und Kabul hat nun ein Ende: Die Afghanen übernehmen nun das Gefängnis Bagram. Ausländische Insassen unterstehen jedoch weiterhin der Kontrolle der USA.

 Das US-Militärgefängnis Bagram untersteht nun der Regierung in Kabul.

Das US-Militärgefängnis Bagram untersteht nun der Regierung in Kabul.

Foto: dapd, Dar Yasin

Nach monatelangem Streit haben die afghanischen Sicherheitsbehörden offiziell die Kontrolle über das umstrittene US-Militärgefängnis Bagram übernommen. "Seit heute tragen wir die Verantwortung für die 3082 afghanischen Gefangenen", sagte am Montag der neue Kommandeur des Gefängnisses, General Faruk Baraksai, bei der Übergabezeremonie vor Politikern und Vertretern der Schutztruppe Isaf. "Das ist ein Erfolg für die afghanische Regierung."

Nach einem Bericht der "New York Times" bleiben die USA in Bagram jedoch weiterhin für ausländische Terrorverdächtige zuständig. Dabei soll es sich derzeit um rund 50 Pakistaner sowie Bürger aus anderen Staaten handeln. Hintergrund seien vor allem rechtliche Bedenken. Auch die Afghanen hätten dieser Regelung zugestimmt. Für die Regierung in Kabul hätten die afghanischen Gefangenen Priorität, zitierte die Zeitung einen Sprecher des Außenministeriums.

Ende einer langen Diskussion

Die Regierungen in Kabul und Washington hatten im März die Übergabe von Bagram an die Afghanen vereinbart und dafür eine Frist von sechs Monaten gesetzt. Dem vorausgegangen war ein langwieriger politischer Streit, der die Beziehungen zwischen beiden Ländern stark belastet hatte. Der afghanische Präsident Hamid Karsai hatte die Übergabe von Bagram zur Bedingung für den Abschluss eines strategischen Partnerschaftsabkommens mit den USA gemacht.

Bagram ist die größte US-Militärbasis in Afghanistan. Das Gefängnis befindet sich auf dem rund 60 Kilometer nördlich von Kabul gelegenen Stützpunkt. In der Vergangenheit waren gegen US-Soldaten in Bagram immer wieder Folter- und Missbrauchsvorwürfe erhoben worden.

Im nordafghanischen Einsatzgebiet der Bundeswehr riss unterdessen ein Selbstmordattentäter mindestens 16 Menschen mit in den Tod, darunter zehn Polizisten. Etwa 20 Personen seien verletzt worden, teilte die Polizei am Montag mit. Der Täter habe sich auf dem zentralen Platz von Kundus-Stadt einer Gruppe von Bereitschaftspolizisten genähert und seinen Sprengsatz gezündet.

(dpa)
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