Sexuell misshandelt Abu-Ghraib-Prozess: Ex-Gefangene belasten US-Offizier

Fort Hood (rpo). Der wegen Gefangenenfolter angeklagte US-Soldat Charles Graner ist von ehemaligen Häftlingen vor einem texanischen Militärgericht schwer belastet worden. Der Syrer Amin el Scheich bezeichnete Graner als Führungsfigur bei den Misshandlungen im irakischen Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad. Ein anderer Ex-Gefangener beschrieb, wie die Soldaten Häftlinge sexuell misshandelten und dabei lachten. Graner plädierte jedoch auf nicht schuldig.

2004 veröffentlichte Fotos: Irakische Gefangene gefoltert
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2004 veröffentlichte Fotos: Irakische Gefangene gefoltert

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Fort Hood (rpo). Der wegen Gefangenenfolter angeklagte US-Soldat Charles Graner ist von ehemaligen Häftlingen vor einem texanischen Militärgericht schwer belastet worden. Der Syrer Amin el Scheich bezeichnete Graner als Führungsfigur bei den Misshandlungen im irakischen Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad. Ein anderer Ex-Gefangener beschrieb, wie die Soldaten Häftlinge sexuell misshandelten und dabei lachten. Graner plädierte jedoch auf nicht schuldig.

"Graner und seine Begleiter waren es, die folterten. Sie waren die Experten", sagte Scheich in einer am Dienstag im Gerichtssaal von Fort Hood im Bundesstaat Texas gezeigten Video-Aussage. Damit grenzte er den angeklagten US-Soldaten gegen Offiziere und Mitarbeiter von privaten Sicherheitsdiensten ab, die die Verhöre führten. Diese seien meist nicht an den Misshandlungen beteiligt gewesen. Scheich hatte auf Seiten der Iraker gegen die US-Armee gekämpft und war bei einer Gefängnismeuterei in Abu Ghraib im Oktober 2003 am Bein und an der Brust verletzt worden.

"Graner vertritt diese gestörten Menschen", sagte der Zeuge in seiner im vergangenen Monat aufgenommenen Befragung weiter. Der US-Offizier sei auf sein verletztes Bein gesprungen und habe ihn mit einem Metallstab auf seine Wunden geschlagen. Er habe vor Schmerzen geweint. Ein Militärarzt bestätigte dem Gericht, dass Amin dauerhafte Gehbehinderungen davongetragen habe.

Ein anderes Mal habe Graner ihn gezwungen, Schweinefleisch zu essen, Alkohol zu trinken und die islamische Religion schlechtzumachen, sagte Amin weiter. Graner habe Vergnügen bei den Misshandlungen empfunden. "Er lachte, pfiff und sang", berichtete Scheich. Zudem habe ihm ein jemenitischer Mitgefangener berichtet, dieser sei von Graner gezwungen worden, "aus der Toilette zu essen". "Graner hat seinem Land und seinem Volk wirklich geschadet", fügte der Syrer hinzu.

Der frühere Häftling Hussein Matar sagte aus, die Soldaten "folterten uns, als ob es Theater für sie wäre, sie lachten". Der wegen Autodiebstahls in Abu Ghraib inhaftierte Mann berichtete, wie er brutal geschlagen wurde. Er sei gezwungen worden, sich nackt auszuziehen und vor anderen Häftlingen zu masturbieren, bevor er auf einen Haufen von Gefangenen gestoßen worden sei.

"Perspektive auf alle Amerikaner verändert"

Mit zitternder Stimme identifizierte Matar sich selbst auf mehreren der Fotos, die den Misshandlungsskandal weltweit publik gemacht hatten. Matar betonte, die Folterungen hätten seine "Perspektive auf alle Amerikaner verändert". Selbst der frühere Machthaber Saddam Hussein habe dies den Irakern nicht angetan. Niemand habe die Misshandlungen in Frage stellen können.

Der 36-jährige Graner ist vor dem US-Militärgericht wegen physischer, psychischer und sexueller Misshandlungen in insgesamt fünf Punkten angeklagt. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 17 Jahre und sechs Monate Haft. Graners Verteidigung argumentiert, seine Vorgesetzten hätten die Misshandlungen befohlen, um die Gefangenen für Verhöre "weich zu machen". Ein Anwalt Graners hatte die Misshandlungen am Montag verharmlost.

Es handelt sich um den ersten Prozess zu dem Skandal, der in den USA stattfindet. Im vergangenen Jahr waren bereits drei Soldaten wegen der Misshandlungen von einem US-Militärgericht in Bagdad zu Haftstrafen zwischen acht Monaten und acht Jahren verurteilt worden.

(ap)
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