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Persönlich Ahmet Davutoglu . . . soll ein zweiter Erdogan werden

Auf eine Schonfrist kann Ahmet Davutoglu nicht hoffen. Der bisherige türkische Außenminister soll nach dem Willen der AKP-Führung dem designierten Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan als Parteichef und Ministerpräsident nachfolgen. Davutoglus Auftrag sei es, eine "neue Türkei" mit neuer Verfassung aufzubauen, den Friedensprozess mit den Kurden voranzutreiben und gegen Feinde der Regierung im Staatsapparat vorzugehen. Als Erdogans Wunschkandidat muss Davutoglu beim Sonderparteitag in der kommenden Woche keine Gegenkandidaten befürchten. Doch auch ohne Rivalen hat er Probleme genug.

Der 55-Jährige muss sich gegen den Vorwurf wehren, die Türkei habe die Terrormiliz "Islamischer Staat" lange aktiv unterstützt und erlaube es den Dschihadisten, das türkische Grenzgebiet als Rückzugsraum zu nutzen. Das türkische Verhältnis zu den USA gilt seitdem als angeschlagen. In seiner Ära als Außenminister (seit 2009) hatten sich die türkischen Beziehungen zu mehreren Staaten der Region zudem verschlechtert. Davutoglu sei im Nahen Osten praktisch eine unerwünschte Person, erklären viele europäische Diplomaten.

Davutoglu stammt aus dem zentralanatolischen Konya, einer Hochburg der islamisch-konservativen AKP. Der Politikwissenschaftler promovierte in Istanbul und verfolgte eine akademische Karriere, die ihn bis nach Malaysia führte. 2001 veröffentlichte der Professor sein außenpolitisches Buch "Strategische Tiefe" mit seiner Vision einer starken regionalen und globalen Rolle der Türkei. Allerdings ist der Außenpolitiker Davutoglu bislang keiner, der wie Erdogan die Massen in seiner Heimat mitreißen würde. Genau das aber wird er leisten müssen, wenn er die AKP in den Wahlkampf zur 2015 geplanten Parlamentswahl führen soll.

Erdogan spekuliert auf einen deutlichen Sieg. Das politische Schicksal Davutoglus wird sich an der Frage entscheiden, ob ihm dies gelingt.

Thomas Seibert

(RP)
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