Moskau/Kiew Ukraine empört über Fahrt des russischen Konvois
Moskau/Kiew · Die 262 Lastwagen werden nun von Separatisten begleitet statt vom Roten Kreuz. Kiew fürchtet das Einsickern weiterer Kämpfer.
Im Konflikt um den Hilfskonvoi für die Ost-Ukraine hat Russland Fakten geschaffen. Der Kreml schickte die 262 Lastwagen, die seit Tagen an der Grenze festsaßen, ohne Genehmigung Kiews in die Ukraine. Am Abend erreichten die Laster die umkämpfte Stadt Lugansk. Die ukrainische Regierung spricht von einer "direkten Invasion". Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat sich von der Hilfsaktion distanziert, da die Sicherheit der Mitarbeiter nicht gewährleistet sei. Die Kolonne wird statt vom IKRK nun von bewaffneten Separatisten begleitet. Der von Moskau aus entsandte Konvoi sollte Wasser, Lebensmittel, Medikamente und Elektrogeneratoren in die Region bringen. Doch die Hilfslieferung steckte seit einer Woche fest. Nicht nur der ukrainische Zoll, auch das IKRK bestand auf einer Überprüfung der Fracht. Zu groß war das Misstrauen, Russland könne Waffen oder Kämpfer zur Unterstützung der Separatisten ins Nachbarland schmuggeln.
Gestern riss den Verantwortlichen im russischen Außenministerium der Geduldsfaden. "Alle Ausreden zur Verzögerung der Hilfslieferungen haben sich erledigt. Die russische Seite hat die Entscheidung gefällt zu handeln", hieß es in einer Mitteilung. Wenig später setzte sich der Konvoi an der Grenze in Bewegung. "Die ukrainischen Beamten wurden von russischen Kräften an der Überprüfung der übrigen Lastwagen aus der Kolonne gehindert", meldete das Außenministerium in Kiew.
Schärfer noch äußerte sich der Chef des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU, Valentin Nalywajtschenko: Die Fahrer der Lastwagen seien russische Militärs, die ausgebildet seien, Schützenpanzer zu fahren. Die halbleeren Fahrzeuge würden dazu benutzt, Waffen zu den Rebellen zu bringen und die Leichen russischer Kämpfer aus dem Land zu bringen. Dennoch werde die Ukraine den Konvoi nicht angreifen, sagte Nalywajtschenko.
Nach Angaben des litauischen Außenministers töteten die Rebellen in Lugansk einen diplomatischen Vertreter Litauens. "Bewaffnete Terroristen" hätten den Honorarkonsul vor wenigen Tagen verschleppt und getötet. "Wir hoffen, die dafür Verantwortlichen werden ermittelt und bestraft", hieß es in einer Mitteilung.