Einen Tag früher als geplant Raumfähre "Endeavour" sicher gelandet

Cape Canaveral (RPO). Die US-Raumfähre "Endeavour" ist mit seiner siebenköpfigen Besatzung sicher zur Erde zurückgekehrt. Das Shuttle landete um kurz nach 18.30 Uhr (MESZ) auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida.

"Endeavour" sicher gelandet
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Trotz eines Schadens am Hitzeschild ist die US-Raumfähre "Endeavour" am Dienstagabend deutscher Zeit sicher auf die Erde zurückgekehrt. Als Kommandant Scott Kelly den Shuttle pünktlich um 18.32 Uhr butterweich auf der Landebahn des Raumfahrtbahnhofs Cape Canaveral (Florida) aufsetzte, fiel sicher besonders den NASA-Experten ein großer Stein vom Herzen, die entschieden hatten, auf die Reparatur eines Lochs an zwei Schutzkacheln zu verzichten.

Nach tagelangen Beratungen, der Auswertung von Laseraufnahmen und umfangreichen Computersimulationen waren sie zu dem Urteil gekommen, dass keine Gefahr für Mannschaft und Raumfähre bestanden habe. Nicht auszudenken, wenn sich die Berechnungen als falsch erwiesen hätten.

Wie schon bei den drei vorangegangenen Shuttle-Missionen nach der "Columbia"- Katastrophe von 2003 hat sich bei dem zwölftägigen "Endeavour"-Flug zur Internationalen Raumstation ISS erneut die Isolierung des Haupttanks als gefährlichster Schwachpunkt erwiesen. Wieder einmal fielen beim Start Schaumstoffteile ab, und wieder wurde der Hitzeschild getroffen und beschädigt. Dabei hatte man Millionen Dollar aufgewendet, um dieses Problem ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen. Nun hofft man auf den neuen Tank ohne Schaumstoffisolierung. Er steht allerdings frühestens im April 2008 zur Verfügung. Bis dahin sind aber noch drei Shuttle-Starts mit den alten Tanks geplant, darunter im Dezember mit dem europäischen Wissenschaftsmodul "Kolumbus".

Inzwischen werden schon Stimmen laut, die mutmaßen, dass die Amerikaner ihre Raumfähren nicht erst 2010, wie geplant, sondern schon bald aus dem Verkehr ziehen. Damit bliebe die ISS unvollendet, und Europa hätte eine Milliarde Euro in den Sand gesetzt. Das Modul käme nicht auf die Umlaufbahn, sondern direkt ins Museum. Den Japanern ginge es übrigens mit ihrem Labor nicht besser.

Doch nicht nur der Hitzeschild bereitete bei der "Endeavour"-Mission Sorgen. Bei einem seiner vier Ausstiege in den freien Raum riss sich Missionsspezialist Dave Williams auch ein Loch in den Handschuh seines Raumanzuges und musste vorzeitig in die ISS zurückkehren. Zudem stürzte ein Computer im US-Segment der Station ab, und zu allem Überfluss gab es noch einen Brandalarm, der sich glücklicherweise als falsch erwies. Schließlich musste die Rückkehr um einen Tag vorgezogen werden, weil der Hurrikan "Dean" auf die texanische Küste zu stoßen drohte, so dass möglicherweise das Kontrollzentrum in Houston geschlossen werden musste. Deshalb wurde auch der vierte "Weltraumspaziergang" abgekürzt.

Trotz dieser Zwischenfälle hat die siebenköpfige Crew der "Endeavour" ihr Programm professionell abgespult und voll erfüllt. Unterstützt von der russisch-amerikanischen ISS-Stammbesatzung machten die Astronauten die Station für den weiteren Ausbau fit. Sie montierten ein tonnenschweres Verbindungsteil für eine neue Sonnenbatterie, wechselten ein defektes Gyroskop aus, das der Lageregelung der Station dient, setzten Antennen um, bargen wissenschaftliche Experimente und testeten schließlich erfolgreich ein neues Energietransfersystem. Es ermöglicht den Shuttles künftig, im angekoppelten Zustand ISS-Strom zu beziehen und damit ihre Einsatzdauer um drei Tage zu verlängern.

Für besonders bewegende Momente sorgte Bildungs-Astronautin Barbara Morgan. Sie gab erstmals von der Umlaufbahn Unterricht für US-Schüler und beantwortete zusammen mit ihren Kollegen viele Fragen der Mädchen und Jungen. Morgan erfüllte damit ein Vermächtnis ihrer Landsfrau Christa McAuliffe, die 1986 als erste Lehrerin das Programm "Teacher in Space" einweihen sollte. Doch 72 Sekunden nach dem Start explodierte damals die Raumfähre "Challenger" und riss McAuliffe und die anderen sechs Besatzungsmitglieder vor den Augen ihrer entsetzten Eltern und Schüler in den Tod.

(ap)
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