"Kuschelnoten" an deutschen Hochschulen Es regnet Einser - Kritik des Wissenschaftsrats

Hamburg (rpo). Es regnet Einser auf deutsche Studenten. Diese Praxis der "Kuschelnoten" kritisiert jetzt der Wissenschaftsrat in einem bisher unveröffentlichten Bericht.

"In vielen Fächern schöpfen die Hochschulen das Notenspektrum in keiner Weise aus," erklärte der Vorsitzende Karl Max Einhäupl in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Wochenzeitschrift "Die Zeit". In dem Bericht sind Noten für fast alle Fächer und Universitäten aufgelistet. Der Zeitung zufolge werden fast nur noch Einser vergeben.

Die Biologen liegen zusammen mit Physikern und Psychologen mit einem Traumdurchschnitt von 1,4 an der Spitze. Dicht auf den Fersen sind ihnen Mathematiker, Philosophen und Chemiker, die jeweils durchschnittlich mit 1,5 im Examen benotet werden. Dagegen werden Mediziner, Wirtschaftswissenschaftler und Juristen strenger beurteilt und schöpfen die Notenskala von 2,4 bis 3,3 weitgehend aus. Einhäupl forderte die betroffenen Fakultäten auf, sich auf gemeinsame Qualitätsmaßstäbe zu einigen, um die Inflation der Spitzenzensuren zu stoppen.

Auch Reinhold R. Grimm, Romanistikprofessor und Vorsitzender des Allgemeinen Fakultätentages, kritisierte die "Kuschelnoten" an den Hochschulen, da dies den Studierenden schade. Wenn jede Anstrengung fast gleich viel zähle, demotiviere dies die Guten und wiege die weniger Guten in falscher Sicherheit. "Betrogen sind beide", sagte Grimm.

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