Westliche Firmen rechnen weiter mit Auftrag Russische Marine will Bug der "Kursk" ohne Ausländer heben

Moskau (rpo). Auf eigene Faust will die russische Marine den auf dem Grund der Barentssee verbliebenen Bug des geborgenen Atom-U-Bootes "Kursk" bergen. Die für das kommende Jahr geplante Aktion solle ohne ausländische Hilfe stattfinden, sagte Marinekommandeur Wladimir Kurojedow am Freitag in Murmansk.

Dagegen rechneten sich westliche Firmen nach der erfolgreichen Hebung des Wracks Chancen auf einen Anschlussauftrag aus. Auf der Reede vor der Marinebasis Rosljakowo, wo das Dockschiff "Giant-4" mit der unter dem Kiel vertäuten "Kursk" liegt, wurden unterdessen zwei Spezialpontons abgesenkt.

Sie sollen unter das Dockschiff geschoben werden und seinen Tiefgang so weit verringern, dass es mit dem Havaristen in ein Schwimmdock passt. Die technisch komplizierte Operation, die "Kursk" in das Dock zu bringen, werde mehrere Tage dauern, teilte der Pressedienst der Flotte nach Angaben der Agentur Interfax mit.

Das hochmoderne Atom-U-Boot war am 12. August 2000 nach zwei Torpedo-Explosionen im vorderen Teil in der Barentssee gesunken. Alle 118 Mann an Bord starben. Im Bug, der vor der Hebung des Rumpfes abgesägt wurde, liege immer noch eine unbekannte Zahl nicht explodierter Torpedos, sagte Kurojedow. Die russische Marine werde das Vorderteil ganz oder in Teilen selbst bergen. "Tieftaucher oder andere Hilfsmittel ausländischer Staaten werden nicht hinzugezogen."

Dagegen sagte ein Sprecher der an der Bergung der "Kursk" beteiligten niederländischen Firma Smit International der Agentur Interfax, es gebe Vorverhandlungen über eine Hebung des Bugteils. Smit war bei den dreimonatigen Arbeiten in der Barentssee für den Einsatz von Tauchern zuständig gewesen.

Geiselnahme auf U-Boot in Kamtschatka

Derweil haben russische U-Boot-Matrosen auf der fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka einen ihrer Offiziere mehrere Stunden lang als Geisel festgehalten und schwer misshandelt. Wie die Agentur Interfax am Freitag berichtete, waren die vier Matrosen und der Offizier als Nachtwache an Bord des Diesel-U-Boots geblieben, während die übrige Besatzung auf Landurlaub war.

Ohne Wissen ihres Vorgesetzten hätten die vier Matrosen zur Flasche gegriffen, hieß es. Als der Offizier die betrunkenen Männer schließlich zur Rede stellte, fielen sie über ihn her und entwaffneten ihn. Sie erklärten den Offizier zur Geisel, verprügelten ihn und verschanzten sich im Turm des U-Boots. "Erst am Morgen, als die Ernüchterung kam und die Erstürmung des Boots unmittelbar bevorstand, ergaben sich die Matrosen", zitierte Interfax einen Angehörigen des Stabs der zuständigen Nordost-Flotte in Petropawlowsk.

(RPO Archiv)
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