Zuständiger für Missbrauchsfälle Enger Woelki-Mitarbeiter tritt aus Kirche aus

Köln · Er trug für das Erzbistum Köln die Akten zusammen, auf deren Basis Juristen Gutachten über den Umgang mit Missbrauchsfällen erstellt haben. Nun kehrt Oliver Vogt der Kirche den Rücken.

  Ein goldenes Kreuz auf einer Kirche glänzt im Licht der untergehenden Sonne. (Symbolbild)

 Ein goldenes Kreuz auf einer Kirche glänzt im Licht der untergehenden Sonne. (Symbolbild)

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Dieser Kirchenaustritt muss dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki besonders weht tun: Oliver Vogt hat im Erzbistum Köln an vorderster Stelle die Aufklärung von Missbrauchsfällen vorangetrieben. Nun hat der langjährige Interventionsbeauftragte der Kirche den Rücken gekehrt - aus Frust über ehemalige und amtierende Geistliche in der Chefetage der Erzdiözese bei der Missbrauchsaufarbeitung. "Ich komme nicht mehr klar damit, dass führende Kirchenvertreter nicht bereit sind, moralisch Verantwortung für die Geschehnisse, an denen sie persönlich beteiligt waren, zu übernehmen", sagte Vogt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Nachdem Woelki 2014 Erzbischof in Köln wurde, war es Vogt, der die Leitung der neuen Stabsstelle Intervention übernahm. Zu ihren Aufgaben gehörte es, alle Personal- und andere Akten zu Missbrauchstätern zusammenzutragen. Die insgesamt rund 236 Aktenvorgänge haben die Juristen erhalten, die im Auftrag Woelkis Missbrauchsgutachten erstellen und Vertuscher unter den Verantwortlichen beim Namen nennen sollen. Die Ergebnisse wird der Kölner Strafrechtler Björn Gercke am Donnerstag kommender Woche präsentieren. Neben den Rechtsexperten hat aber auch Vogt näheres Wissen dazu, wie Personalchefs, Generalvikare und Bischöfe mit Tätern und Opfern umgingen - wodurch sein Appell an die Leitungskräfte besonderes Gewicht erhält.

Der 51-Jährige hatte im Erzbistum Köln seit 2011 Präventionsschulungen, vorbeugende Maßnahmen der Gemeinden und einen Betroffenenbeirat initiiert. Für Gruppenleiter von Ferienfreizeiten richtete er eine Hotline ein, damit sie sich in Falle eines Verdacht Hilfe holen können. Im Herbst 2019 verabschiedete er sich vom Erzbistum, um das neu gegründete Institut für Prävention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt (IPA) in Lantershofen bei Bonn zu leiten. Das wirkte wie ein beruflicher Aufstieg im Raum der Kirche. Doch schon ein Jahr später gab Vogt die Aufgabe ab, um die Schulabteilung der Stadt Solingen zu leiten. Er gehe nicht im Streit, sondern aus persönlichen Gründen, heiß es. Wo seine persönlichen Gründe genau liegen, ist jetzt offenbar geworden.

(siev/kna)
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