Düsseldorf "Wetten, dass..?": Entscheidungs-Show

Düsseldorf · Düsseldorf könnte wieder zur Schicksalsstadt für die Samstagabendshow werden – auch, wenn das ZDF dementiert.

In der NRW-Landeshauptstadt laufen die Arbeiten für die 211. Ausgabe von "Wetten, dass..?" seit einer Woche, gestern wurde mit den Vorbereitungen für die Stadtwette begonnen. Wieder einmal könnte Düsseldorf zur Schicksalsstadt für die einst größte Unterhaltungssendung Europas werden: 1981 startete die Sendung in Düsseldorf, im Dezember 2010 ereignete sich in Düsseldorf der Unfall von Samuel Koch, der das Ende der Ära Gottschalk markierte, 2012 feierte Markus Lanz in Düsseldorf seine Premiere als "Wetten, dass..?"-Moderator. Und diesmal könnten sich in Düsseldorf hinter den Kulissen endgültig die Daumen senken.

Die Sendung ist am Tiefpunkt angelangt: Seit der Lanz-Premiere im Oktober 2012 hat die Show die Hälfte ihrer Zuschauer verloren. Aktuell liegt sie nur noch bei rund sechs Millionen Zuschauern; das sind 25 Prozent weniger als die Zielvorgaben des ZDF. Der "Spiegel" berichtet, das ZDF wolle in der Sommerpause beraten, wie es mit der Show weitergehen soll, sogar eine Verlegung der Sendung mit neuem Konzept – und möglicherweise neuem Moderator – auf einen Wochentag soll in Mainz inzwischen denkbar sein.

Das ZDF dementierte den "Spiegel"-Bericht prompt, aber wenig engagiert: keine Erklärung, dass der Sender hinter dem Moderator stehe, keine Ansage, dass Konzept und Sendeplatz gesetzt sind. Stattdessen die Erklärung, dass man die Hallen für die Show bis 2015 "eingeplant" habe. Das kann Markus Lanz nicht beruhigen. Und der Viel-Moderierer steht derzeit ohnehin unter Druck. Wie sich das auf die Live-Sendung am Samstag auswirkt – ungewiss. Markus Lanz ist ein Moderator, der mit Druck besser umgehen kann als viele seiner Kollegen. Als sicher gilt, dass völlig unabhängig von Quote und Moderatoren-Leistung die 212. Sendung aus der Messe Offenburg am 5. April auf jeden Fall stattfindet. Eine vergleichbare Blamage wie die ARD, die Gottschalks gescheiterten Vorabend mitten in der ersten Staffel aus dem Programm warf, werden sich die Mainzer nicht antun.

Und mit der Sendung aus Offenburg ist die Sommerpause dann auch schon erreicht, da es nach dem Mallorca-Debakel des vergangenen Jahres kein Sommer-Special von der Insel mehr geben wird. Dass das ZDF die Pause nicht nutzt, um über das weitere Vorgehen zu beraten, ist jenseits aller Dementis gar nicht denkbar.

Für keine andere Sendung betreibt das ZDF einen vergleichbaren (Gebühren-)Aufwand. Für jede Ausgabe der Show karrt das ZDF rund 350 Mitarbeiter durchs Land, die den Inhalt von 20 Containern und zehn Lkw-Aufliegern für die Sendung in Sport-, Stadt- und Messehallen aufbauen. 23 Kilometer Kabel und Leitungen werden verlegt, 21 Tonnen Lichttechnik und rund 660 Scheinwerfer installiert. Der Strombedarf liegt bei einem Megawatt.

Die Vorentscheidung, ob dieser fernsehtechnische Gigantismus noch im Verhältnis zum Zuschauerinteresse steht, könnte bereits am Samstagabend im Düsseldorfer ISS Dome fallen, falls die Zuschauerzahlen nochmals sinken und Lanz die Show einmal mehr versenkt. Während sich Lanz ganz gegen seine Gewohnheit im Vorfeld der Sendung schweigsam gibt, meldete sich am Wochenende Jörg Pilawa bei Bunte.de zu Wort und erklärte, er bewundere, wie Lanz mit der Kritik umgehe: "Ich drücke ihm die Daumen, dass der Weg, den er gewählt hat, für ihn der richtige ist und sich am Ende als glücklich herausstellt. Das wünsche ich ihm." Pilawa hatte die Übernahme der Sendung 2011 abgelehnt.

(RP)
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