Köln WDR: Schutz der Kirche oder Zensur?

Köln · Carolin Kebekus sollte das freche Gesicht von Einsfestival werden — vor der Premiere wirft sie hin.

Köln: WDR: Schutz der Kirche oder Zensur?
Foto: Screenshot: Youtube.com

Weil der WDR ein Musikvideo aus ihrer ersten Sendung im Digitalkanal Einsfestival gestrichen hat, wirft die Komikerin Carolin Kebekus dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) Zensur vor. Mehr noch: Die 33-Jährige nutzte einen Auftritt in der ProSieben-Show "TV Total" von Stefan Raab, um Zuschauer aufzufordern, die Sendung "Kebekus!" bei Einsfestival nicht einzuschalten. Die Show sei "völlig verstümmelt, ich möchte mich von der Sendung distanzieren".

Auf die Frage Raabs, der Ausschnitte des umstrittenen Videos in seiner Sendung zeigte, ob Kebekus' Äußerung nicht das Verhältnis zum WDR und zur ARD dauerhaft belaste, sagte die Komikerin: "Och, echt? Ja, das tut mir jetzt leid." Anschließend kündigte sie vor laufender Kamera: Eigentlich seien mehrere Sendungen geplant, "jetzt bleibt's bei einer", so Kebekus.

Nach Kebekus' Auffassung handelt es sich bei dem Video um ein satirisches "Image-Video" für die katholische Kirche. Kebekus stellt darin unter anderem eine rappende Nonne und einen Messdiener dar, dessen bevorstehender Missbrauch durch einen Priester angedeutet wird. Mehrfach wird ein Kruzifix in obszönen Zusammenhängen gezeigt.

Der WDR erklärte gestern, man habe sich nach eingehender redaktioneller Diskussion und rechtlicher Prüfung entschieden, das Video, das ursprünglich Bestandteil der Show "Kebekus!" sein sollte, heute Abend nicht auszustrahlen. Die Show selber nahm der federführende WDR jedoch nicht aus dem Programm.

Zu dem Video, das weiter auf dem Youtube-Kanal von Kebekus zu sehen ist, erklärte der WDR: "Es gibt einen erheblichen Unterschied zwischen Kritik an der Institution Kirche und der Verunglimpfung religiöser Symbole. Dies zu beachten, hat nichts damit zu tun, ob sich eine Sendung an ein jüngeres oder älteres Publikum richtet."

Den Vorwurf der Zensur wies der WDR zurück. Man bedauere die Äußerungen von Kebekus bei Raab. Der WDR stehe für Liberalität und Toleranz: "Das bedeutet auch, die religiösen Überzeugungen der Bevölkerung zu achten und die Verunglimpfung religiöser Symbole in seinen Sendungen nicht zuzulassen. Dazu gibt es klare Regelungen im WDR-Gesetz."

Im Februar hatte sich Kebekus in einem Beitrag für die ZDF-"heute show" mit vorgehaltener Kamera bei Kardinal Joachim Meisner als Päpstin beworben. Der ließ sie stehen und sagte im Gehen trocken: "Da haben Sie nicht die Figur für."

(RP/hav)
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