"Schuld" Die Schuld-Fragen

Hamburg · Die zweite Staffel der ZDF-Reihe nach Ferdinand von Schirach punktet mit prominenter Besetzung

Im Spannungsfeld zwischen gesetzlichem Recht und empfundener Moral bewegt sich der Anwalt Friedrich Kronberg nun schon in einer zweiten ZDF-Staffel mit dem Obertitel "Schuld". Ab heute verkörpert Moritz Bleibtreu den sensiblen Juristen in vier weiteren Folgen nach dem gleichnamigen, auf wahren Ereignissen beruhenden Erzählband des Bestsellerautors Ferdinand von Schirach.

Hoch ist der Anspruch des Senders an das Projekt des seit einigen Jahren teils gehypten, teils geschmähten Verfassers von Schirach, der selbst Strafverteidiger ist. So fragt sich Günther van Endert, Leiter der ZDF-Redaktion Fernsehfilm II: "Wie ist Schuld zu bewerten, wenn man das Falsche aus den richtigen Gründen tut? Oder kann man, wenn durch eine Tat Schlimmeres verhindert wird, Schuld aufwiegen? Ab wann ist Rache moralisch nachvollziehbar?" All das seien Fragen, die in der zweiten Staffel von "Schuld" thematisiert würden. Trotz solcher Überlegungen auf der Metaebene fallen die Fernsehgeschichten allerdings ziemlich schablonenhaft aus.

Vielleicht liegt es an der Kürze der Episoden, die in 45 Minuten selten mehr erlauben als die vereinfachte Darstellung eines Falls samt seiner Beteiligten mit ihren jeweiligen Motiven. Und man merkt überdies deutlich das pädagogische Anliegen der Macher an, die Zuschauer möchten sich bitte mit den Grundproblemen von Recht und Moral auseinandersetzen, die mit den Geschichten verbunden sind.

Dabei sind neben dem zurückhaltend agierenden Schauspielstar Moritz Bleibtreu ("Lommbock") Größen wie Jürgen Vogel, Iris Berben und Lars Eidinger mit von der Partie. Gedreht wurde unter der Regie von Hannu Salonen nicht nur in Berlin, sondern auch in der Uckermark, in Portugal und in Brasilien.

In der ersten Folge "Kinder" verkörpert Marcus Mittermeier einen Mann, der wegen Kindesmissbrauchs angeklagt wird. Er beteuert seine Unschuld, doch der Richter glaubt dem Mädchen, das ihn beschuldigt. Aus dem Gefängnis entlassen, erwacht sein Wunsch nach Rache. In "Anatomie" (22. September) geht es um einen Fall fahrlässiger Tötung bei einem Autounfall. Alles scheint klar - dann deutet alles darauf hin, dass der Getötete ein Sadist unvorstellbaren Ausmaßes war, den nur sein Tod an einem grausamen Verbrechen gehindert hat.

"Das Cello" (29. September) behandelt eine Tragödie, bei der zwei Geschwister in einer symbiotischen Beziehung leben - bis die Schwester (Josefine Preuß) den Bruder (Louis Hofmann) aus Mitleid tötet. In "Familie" (6. Oktober) schließlich geben Vogel und das Ausnahmetalent Eidinger zwei ungleiche Halbbrüder einer Sippe mit krimineller Vergangenheit, die über Generationen zurückreicht.

(dpa)
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