“Das Boot“ Mit dem U-Boot zurück in die Geschichte

Die Serie „Das Boot“ geht in die dritte Staffel. Die neuen Episoden sind hochwertig produziert. Am Ende macht sich jedoch etwas Ermüdung breit.

 Die Besatzung des U-Boots (v.l.): Artjom Gilz, Franz Hartwig, Konstantin Gries, Franz Dinda.

Die Besatzung des U-Boots (v.l.): Artjom Gilz, Franz Hartwig, Konstantin Gries, Franz Dinda.

Foto: © Stephan Rabold / Bavaria Fiction GmbH / Sky Deutschland/Stephan Rabold

Mit dem Unterwasserkammerspiel „Das Boot“ legte Wolfgang Petersen 1981 den Grundstein für eine lang anhaltende Karriere in Hollywood und definierte das Genre über Jahrzehnte hinweg. Zahlreiche U-Boot-Filme von „Jagd auf Roter Oktober“ (1990) über „U-571“ (2000) bis zuletzt „Kursk“ (2018) lehnten sich an den Klassiker an. Als der Serienboom Fahrt aufnahm, war es nur eine Frage der Zeit, bis der Stoff auch ins Episoden-Format übersetzt wurde.

Im Verein mit dem britischen Pay-TV-Sender Sky ließen die Bavaria Studios 2018 die erste Staffel vom Stapel laufen. Petersens klaustrophobisches U-Boot-Setting wurde um einen Erzählstrang in der französischen Hafenstadt La Rochelle erweitert, die während des Zweiten Weltkrieges von deutschen Truppen besetzt gehalten wird. Mit der Festlandperspektive floss auch ein größerer historischer Kontext in die Serie ein, der in der zweiten Staffel mit einem Exkurs nach New York weiter aufgefächert wurde.

Nun geht „Das Boot“ in die dritte Staffel und stellt sich international noch breiter auf. Schließlich wurde die Serie erfolgreich in all Welt verkauft, da kann ein wenig Kosmopolitismus nicht schaden. Kiel, Lissabon, London und natürlich die hohe See sind für die mehrsträngige Handlung die Austragungsorte, die in bewährter Scheibchen-Dramaturgie immer, wenn es spannend wird, gegeneinander geschnitten werden. Nach dem dramatischen Abgang von Vicky Krieps und Clemens Schick, deren Figuren in der zweiten Staffel den Serientod fanden, liegt die personelle Kontinuität vornehmlich in den Händen von Franz Dinda in der Rolle des U-Boot-Ingenieurs Robert Ehrenberg und Tom Wlaschiha als Gestapo-Chef Hagen Forster, der in der letzten Staffel von Frankreich nach Polen versetzt wurde, um sich an der „Endlösung der Judenfrage“ zu beteiligen. Seine Beihilfe zum Holocaust liegt am Anfang der dritten Staffel hinter ihm und erst in der letzten Folge legt der Gestapo-Mann ein Geständnis über seine Untaten ab.

Zu Beginn der ersten von zehn Episoden landet Forster in Lissabon, wo er undercover den Tod eines deutschen Spions aufklären soll. Im neutralen Portugal tummelt sich ein buntes Gemisch aus deutschen, britischen, amerikanischen Diplomaten und Agenten, deren Treiben von der portugiesischen Polizei misstrauisch beäugt wird. Das Salazar-Regime treibt mit beiden Kriegsparteien Handel und der Tod des deutschen Spions steht in Zusammenhang mit einem geheimen Deal, in dem Portugal der NS-Diktatur kriegsentscheidendes Wolfram-Metall im Wert von fünf Millionen Reichsmark in Gold verkaufen will.

Derweil rüstet sich in Kiel eine neue U-Boot-Flotte für den Einsatz im Atlantik. Goebbels hat 1943 den „totalen Krieg“ ausgerufen. Die Schlacht um Stalingrad ist verlustreich verloren. Die Alliierten bombardieren die Hafenstadt Nacht für Nacht. Die Boots-Mannschaft besteht vornehmlich aus minderjährigen Kriminellen, die vor die Wahl gestellt wurden: U-Boot oder KZ. Auch der junge Kapitän Franz Buchner (Konstantin Gries) ist vollkommen unerfahren, und so übernimmt der leitende Ingenieur Ehrenberg unter der Hand das Kommando für die Operation, mit der das Gold für das Wolfram nach Lissabon gebracht werden soll.

Derweil wird in London der Marine-Offizier Jack Swinburne (Ray Stevenson), nachdem sein Sohn Im Seekrieg gefallenen ist, als Kommandant eines britischen Zerstörers zum passionierten Jäger auf deutsche U-Boote.

Durch das breit angelegte Erzählspektrum ist auch in der dritten Staffel zu Lande und zu Wasser für Spannung gesorgt. Mit Hans Steinbichler („Das Tagebuch der Anne Frank“) und Dennis Gansel („Die Welle“) standen zwei versierte Kino-Regisseure hinter der Kamera, die mit der Enge des U-Bootes ebenso gut umgehen können wie mit der Inszenierung von Seeschlachten. Vor allem die Erzählstränge auf dem Boot, in dem mit der blutjungen Besatzung eine andere Gruppendynamik freigesetzt wird, und in Lissabon, wo ein wenig „Casablanca“-Gefühl aufkommt und der kriselnde Gestapo-Mann zum Getriebenen wird, funktionieren aufgrund der gelungenen Besetzung bestens.

Weniger überzeugend und etwas halbherzig wirkt nach dem Weggang der fabelhaften Vicky Krieps der Versuch mit Hannie Lessing in der Rolle der frustrierten Marine-Kommandeurs-Gattin eine neue Frauenfigur als Gegengewicht zum seemännischen Überschuss zu etablieren. Am Ende bleiben die Schleusentore weit geöffnet für eine vierte Staffel, die vermutlich Kurs auf das Ende des Zweiten Weltkrieges nehmen wird, womit die allmählich etwas schwächelnde Serie dann auch endgültig auserzählt sein sollte.

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