Protest hat sich bereits formiert Aufregung um das "Sandmännchen"

Hamburg (rpo). Die Sender NDR und RBB wollen künftig ihr Vorabendprogramm ohne das "Sandmännchen" planen. Aufzuregen scheint man sich darüber aber nur in Berlin und Brandenburg.

Beim NDR in Hamburg kann man die Berliner Aufregung um das "Sandmännchen" überhaupt nicht verstehen. Zwar hatte sich auch der Norddeutsche Rundfunk Kritik mit seiner Entscheidung eingehandelt, die "Sesamstraße" aus dem abendlichen Regionalprogramm zu nehmen. Aber dass im Rahmen des neugestalteten Vorabends von der kommenden Woche an auch das Sandmännchen aus dem NDR-Programm verschwunden sein wird, ist weitgehend unbemerkt geblieben.

Der Sender verweist auf den öffentlich-rechtlichen Kinderkanal (Ki.Ka), der bundesweit auch weiterhin jeden Tag um 18.55 Uhr "Unser Sandmännchen" im Programm hat - mit "sehr guter Quote", wie der Ki.Ka selbst mitteilt.

Umso größer aber ist die Aufregung in Berlin und Umgebung angesichts von Überlegungen beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), auf dem derzeitigen Sendeplatz des "Sandmännchens" im Regionalprogramm eine 90-minütige Vorabendshow auszustrahlen. So sieht das Deutsche Kinderhilfswerk einen "Botschafter für Kinderrechte" auf der "Abschussliste", der "seit Jahren für Toleranz, Offenheit und Freundschaft" einsetze.

Existenz ist hochgradig gefährdet

Auch die CSU hält die Existenz des "Sandmännchens" in der ARD für so hochgradig gefährdet, dass der Chef ihrer Medienkommission, Markus Söder, dem Männchen am Donnerstag Asyl beim Bayerischen Rundfunk anbot. Die RBB-Gedankenspiele seien das völlig falsche Signal, denn das Sandmännchen habe ganze Generationen von Familien begleitet. "Manchmal müssen eben die Bayern die letzten Preußen sein", sagte Söder.

Bislang ist das aus dem DDR-Fernsehen übernommene Männchen mit Spitzbart und Mütze zusätzlich zum Ki.Ka in den Dritten Programmen der neuen Bundesländer und im ganzen NDR-Sendegebiet zu sehen. Der RBB strahlt die Fünf-Minuten-Sendung in Brandenburg um 18.30 und in Berlin um 18.50 Uhr aus. Eine Programmentscheidung für den künftigen Vorabend will der Sender im September fällen.

Während hier zumindest offiziell noch alles offen ist, hat man sich beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) festgelegt. "Wir halten am Sandmann fest", betonte eine Sprecherin am Donnerstag. Damit können die Kinder in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt weiterhin jeden Abend entscheiden, ob sie sich das "Sandmännchen" um 18.50 Uhr im MDR oder fünf Minuten später im Ki.Ka ansehen wollen - oder beides.

In den neuen Bundesländern steht es somit sehr unterschiedlich um den Sandmann in den Dritten Programmen. In Mecklenburg-Vorpommern ist er von der nächsten Woche an aus dem NDR-Fernsehen verschwunden, in den drei "Südländern" bleibt er, und beim RBB ist die Zukunft unklar.

Beim Kinderkanal ist man mit der Quote für das "Sandmännchen" sehr zufrieden. Den Ki.Ka können bis 19 Uhr 91,7 Prozent aller deutschen Haushalte bei entsprechender Ausrüstung empfangen, bei den Familien mit kleinen Kindern ist der Anteil nach NDR-Angaben noch höher. Nicht nur der Sandmann, auch die "Sesamstraße" hat im Ki.Ka inzwischen ihren festen Sendeplatz gefunden: morgens um 08.00 Uhr.

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