Trennung birgt hohes Risiko Die Not siamesischer Zwillinge

Hamburg (rpo). Sie haben eine geringe Überlebenschance und sterben oft noch während der Geburt oder wenige Wochen danach. Statistisch gesehen kommt auf 100 000 Geburten ein siamesisches Zwillingspaar.

Allerdings ist auch die Trennung vor allem am Kopf zusammengewachsener siamesischer Zwillinge riskant, wie mehrere Aufsehen erregende Fälle der vergangenen Jahre zeigen.

1968 wurden im südafrikanischen Johannesburg zum ersten Mal erfolgreich siamesische Zwillinge getrennt, die am Kopf zusammengewachsen waren. An der Operation waren 27 Ärzte beteiligt gewesen. Wenige Monate später starb jedoch eines der beiden Mädchen. Danach erregten zahlreiche Trennungen siamesischer Zwillinge Aufsehen, so etwa 1977 das Schicksal eines iranischen Zwillingspaars, das an der Universitätsklinik Bonn getrennt werden sollte. Die Ärzte wagten den Eingriff nicht.

Im November 2000 wurden in Großbritannien unter weltweitem Aufsehen die drei Monate alten Zwillinge Jodie und Mary getrennt. Mary hatte kein eigenes Herz und keine Lunge und war deshalb zum Überleben auf ihre Schwester angewiesen. Gegen den Wunsch der Eltern entschied das oberste britische Zivilgericht, dass die Kinder getrennt werden sollten, um wenigstens Jodies Leben zu retten. Mary starb noch während der Operation.

In Singapur trennten Ärzte 2001 in einer fast 90-stündigen Operation zwei am Kopf zusammenhängende siamesische Zwillinge. Im vergangenen Jahr 2002 wurde ein siamesischen Zwillingspärchen aus Guatemala in Los Angeles erfolgreich getrennt. Maria Teresa und Maria de Jesus hatten seit ihrer Geburt im Juli 2001 einen gemeinsamen Schädelknochen und eine gemeinsame größere Arterie im Kopf. Mexikanische Ärzte trennten im vergangenen Februar ein siamesisches Zwillingspaar erfolgreich.

Unter siamesischen Zwillingen versteht man ein eineiiges Zwillingspaar, das sich nicht vollständig getrennt hat. Dieser Fehler geschieht schon in sehr frühen Entwicklungsstadien. Einige haben nur äußeres Gewebe gemeinsam, andere ganze Organe oder Gliedmaßen. Die Zwillinge können an Rumpf - Brust, Bauch und Steiß - aber auch am Kopf miteinander verbunden sein.

Benannt ist die Missbildung nach den Zwillingsbrüdern Chang und Eng Bunkes, die 1811 in Siam (Thailand) zur Welt kamen. Sie waren von der Brust bis zum Nabel zusammengewachsen, wurden 63 Jahre alt und zeugten mit einem Schwesternpaar 22 Kinder. Heute werden die Doppelföten meist bei Ultraschall-Untersuchungen entdeckt und abgetrieben.

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