Sommersonnenwende Darum feiern wir den längsten Tag des Jahres

Düsseldorf · Ab Donnerstag werden die Tage wieder kürzer: Die Sommersonnenwende steht an. Sonnwendtage sind wohl die ältesten Feiertage überhaupt. Mit Festen und Feuern sollten böse Dämonen, Geister und Krankheiten vertrieben werden. Woher kommt der Brauch?

 Die Externsteine bei Horn-Bad Meinberg sind der beliebeste deutsche Pilgerotz für Sommersonnenwendfeiern (Archivbild).

Die Externsteine bei Horn-Bad Meinberg sind der beliebeste deutsche Pilgerotz für Sommersonnenwendfeiern (Archivbild).

Foto: Teutoburger Wald Tourismus/ A. H

Einst sang Hildegard Knef: "Von nun an ging's bergab...". Sie bezog das ironisch auf ihr künstlerisches Leben. Doch lässt sich dieser Titel gut auf den Tag der Sommersonnenwende beziehen, der am Donnerstag ansteht. Sonnenaufgang 5.29 Uhr, Sonnenuntergang 21.32 Uhr: Der längste Tag des Jahres dauert in Freiburg 16 Stunden, 2 Minuten und 45 Sekunden. In Kiel geht die Sonne bereits um 4:44 Uhr auf und und 21.57 Uhr unter - das macht eine Tageslänge von 17 Stunden und rund 13 Minuten. Noch unmerklich zunächst, werden die Tage dann wieder kürzer. Ende des Monats ist die Tageslänge schon um vier Minuten geschrumpft.

Am 21. Juni erreicht die Sonne ihren höchsten Stand über der Nordhalbkugel der Erde. Diese auch als Wendekreis des Krebses bezeichnete Position liegt bei 23° 26′ nördlicher Breite, also auf Höhe der Sahara. Verantwortlich für die Jahreszeiten und die unterschiedlichen Tageslängen ist, dass die Drehachse der Erde schief zur Sonne steht. Dadurch verschiebt sich die Sonnenposition von Tag zu Tag. Am Mittsommertag neigt sich die Erdachse genau auf die Sonne zu.

Bewohner der Nordhalbkugel freuen sich über den Beginn der wärmsten Jahreszeit. Das liegt daran, dass den nördlichen Teil des Globus dann viel Sonnenenergie erreicht. Die Atmosphäre und die Erdoberfläche dort wärmt im Laufe des Sommers immer weiter auf.

Die ältesten bekannten Feiertage

Sonnwendtage sind wohl die ältesten Feiertage überhaupt. Mit Festen und Feuern sollten böse Dämonen, Geister und Krankheiten vertrieben werden; das Licht und die Wärme wurden gefeiert, eine gute Ernte erhofft.

Ausgrabungen und alte Bauwerke zeigen, dass Menschen schon vor mehreren Tausend Jahren die Sommer- und parallel dazu die Wintersonnenwende genau zu berechnen versuchten. Etwa die mehr als 7000 Jahre alte Kreisgrabenanlage in Goseck in Sachsen-Anhalt, die erst Anfang der 1990er Jahre entdeckt wurde: Die Tore und Wege zu der Anlage sind auf jene Punkte am Horizont ausgerichtet, an denen damals die Sonne zur Wintersonnenwende auf- und unterging. Entdeckt wurde auch eine Visiereinrichtung in der Palisade, die die Bestimmung der Sommersonnenwende ermöglichte.

Bei dem mehr als eineinhalb Jahrtausende jüngeren Stonehenge in England scheint dagegen die Sommersonnenwende die Hauptrolle gespielt zu haben. Das hufeisenförmige Ensemble von Steintoren im Zentrum, das etwa zur selben Zeit entstand wie die großen Pyramiden in Ägypten, wies auf den Sonnenaufgang am Mittsommertag.

Christen deuteten die Feiertage um

Auch die christliche Kirche beging die Sonnenwende, deutete die heidnischen Bräuche aber um. Der 24. Juni ist das Hochfest der Geburt des Täufers Johannes und liegt damit genau ein halbes Jahr vor dem Fest der Geburt Jesu. Schon im späten Mittelalter wurden Johannisfeuer aufgeschichtet, Gottesdienste und Feste um das Feuer gefeiert.

Allerdings wird die Sommersonnenwende in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg nur noch vereinzelt gefeiert, weil die Nazis das Fest missbrauchten. SS-Chef Heinrich Himmler legte besonderen Wert auf die Pflege vermeintlich germanischer Bräuche und wollte dadurch christliche Feste verdrängen.

Noch immer wird die Sonnenwende im Lippischen in Nordrhein-Westfalen begangen. Im Mittelpunkt: die Externsteine bei Detmold, die auch als Stonehenge des Teutoburger Waldes bezeichnet werden. Esoteriker, Alt-Hippies und junges Publikum, das Party machen will, pilgern zu den mystischen 13 Sandsteinfelsen, die bis zu 40 Meter in den Himmel ragen.

Viel verwurzelter ist das Fest in Schweden; auch die übrigen skandinavischen Länder und das Baltikum sind dann in Partystimmung. Denn je nördlicher man kommt, desto länger bleibt im Sommer die Sonne am Himmel. Am Polarkreis wird es gar nicht dunkel.

Gesang, Tanz und Blumenkranz im Haar: In Schweden ist die Sommersonnenwende ein offizieller Feiertag, der immer am Samstag zwischen dem 20. und 26. Juni begangen wird, in diesem Jahr also am Samstag, 23. Juni. Diesmal könnte der längste Tag des Jahres dort sogar noch bunter ausfallen. Ausgerechnet zur Feier der Sommersonnenwende fordert Schweden bei der Fußball-WM in Sotschi Deutschland heraus. Die deutsche Mannschaft hofft dann auf eine andere Wende.

(felt/kna)
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