Prozess um antisemitischen Angriff in Berlin Kippa-Träger attackiert - Angeklagter legt Geständnis ab

Berlin · Der Fall hatte für viel Aufsehen gesorgt: In Berlin war vor rund zwei Monaten ein Kippa-Träger von einem 19-Jährigen mit einem Gürtel attackiert worden. Nun hat der Prozess gegen den Angeklagten begonnen. Dieser legte ein Geständnis ab.

 Diese Kippa, die nun im Jüdischen Museum in Berlin zu sehen ist, trug der Israeli während des Angriffs.

Diese Kippa, die nun im Jüdischen Museum in Berlin zu sehen ist, trug der Israeli während des Angriffs.

Foto: dpa/Sina Schuldt

Ein 19-jähriger Syrer hat zum Prozessauftakt gestanden, vor gut zwei Monaten einen Kippa tragenden Israeli in Berlin mit seinem Gürtel geschlagen zu haben. Bei dem Prozess im Amtsgericht Berlin-Tiergarten fügte der Angeklagte am Dienstag hinzu, er habe den Mann aber nur einige Male getroffen. Zuvor sei er allerdings von dem Israeli oder dessen Begleiter beleidigt und beschimpft worden. Er habe gesagt: „Warum beschimpfst Du mich, ich habe Dir nichts getan.“

Bei seiner Aussage sprach der Angeklagte anfangs Deutsch und sagte: „Es tut mir sehr leid, es war ein Fehler von mir.“ Er fügte hinzu: „Ich wollte ihn nicht schlagen, ich wollte ihm nur Angst machen.“ Er habe zuvor Drogen genommen. „Ich habe was gekifft, mein Kopf war müde.“ Die Kippa des Mannes habe er erst zum Schluss gesehen, fügte er hinzu.

Weil die Aussage schwer zu verstehen und zum Teil widersprüchlich war, ließ das Gericht den Mann später auf Arabisch aussagen und seine Worte übersetzen.

Richter Günter Räcke gab bekannt, dass der Prozess am kommenden Montag fortgesetzt werden soll. Ursprünglich war nur ein Verhandlungstag geplant. Ob am Montag auch das Urteil gesprochen wird, war zunächst unklar.

Der seit 2015 in Deutschland lebende Angeklagte sitzt in Untersuchungshaft. Der Mann war einer Flüchtlingsunterkunft in Brandenburg zugewiesen, hielt sich aber in Berlin auf.

Der Israeli hatte den Angriff am 17. April gefilmt und das Video ins Internet gestellt. In dem Filmausschnitt war zu sehen, wie ein Mann mit einem Gürtel auf den Filmenden einschlägt und auf arabisch „Jude“ ruft.

Dem Angeklagten werden gefährliche Körperverletzung mit einem Gürtel und Beleidigung zur Last gelegt. Laut Anklage traf die Gürtelschnalle das Opfer im Gesicht, am Bauch und an den Beinen, eine Lippe platzte auf. Demnach wurde der Israeli mit dem Gürtel mindestens zehn Mal geschlagen.

(das/dpa)
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