Für Klima und Sicherheit Kirche startet Petition für Tempolimit 130 auf Autobahnen

Erfurt · 50.000 Unterschriften für 130 auf Autobahnen – dieses Ziel hat sich die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland gesetzt und will die Petition dem Bundestag vorlegen.

 Ein Verkehrsschild für die zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern steht in einer Lagerhalle der Autobahnmeisterei (Symbolbild).

Ein Verkehrsschild für die zugelassene Höchstgeschwindigkeit von 130 Stundenkilometern steht in einer Lagerhalle der Autobahnmeisterei (Symbolbild).

Foto: dpa/Jens Büttner

Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat eine Online-Petition für ein generelles Tempolimit von 130 Stundenkilometern gestartet. Kommen bis zum 3. April mindestens 50.000 Unterschriften zusammen, muss sich der Petitionsausschuss des Bundestages bei einer Anhörung des Themas annehmen, wie Christian Fuhrmann vom Landeskirchenrat der EKM am Mittwoch in Erfurt erklärte.

Es ist das erste Mal, dass eine Landeskirche eine Online-Petition auf den Weg bringt. Der Oberkirchenrat hat sie beim Bundestag eingereicht. Damit die Petition Erfolg hat, müsse sie bis zum 3. April täglich von 1.800 Menschen unterzeichnet werden, rechnete EKM-Sprecher Ralf-Uwe Beck vor. Dabei setze die Kirche auf die Solidarität der Zivilgesellschaft. Die meisten Landeskirchen sowie sieben katholische Bistümer wollten den Vorstoß unterstützen, fügte er hinzu.

Natürlich sei das vordringlichste Ziel der „Petition 89 913“, dass sich der Bundestag mit dem Tempolimit beschäftigen muss, sagte Fuhrmann. Darüber hinaus wolle die Kirche aber eine breite gesellschaftliche Debatte zu diesem Thema anstoßen. „Wir wissen, dass die Deutschen, und auch viele Christen, in dieser Frage gespaltener Meinung sind“, räumte er ein.

Fuhrmann erläuterte, die Beschränkung der Geschwindigkeit habe außer dem erhofften positiven Einfluss auf das Klima auch weitere erwünschte Effekte. Als Beispiele führte er weniger Reifenabrieb, der Äcker und Gewässer belaste und letztlich die Meere verschmutze, sowie eine größere Verkehrssicherheit mit weniger Toten auf den Straßen an. Bei einer geringeren erlaubten Höchstgeschwindigkeit würden auch die Straßenausbaukosten sinken.

Der ADAC erklärte dazu auf Anfrage, die Effekte eines generellen Tempolimits auf Autobahnen für Klimaschutz und Verkehrssicherheit würden überschätzt. „Angesichts der zahlreichen ohnehin bereits im Tempo regulierten Strecken sowie des hohen Verkehrsaufkommens würde ein Tempolimit auf Autobahnen deutlich weniger Fortschritte bringen als vielfach angenommen“, erklärte eine Sprecherin am Mittwoch in München.

Sinnvoller seien dagegen flexible Reaktionsmöglichkeiten durch Wechselverkehrszeichen oder Anzeigen auf Schilderbrücken, die etwa bei Nässe oder Stau ein reduziertes Tempo vorschreiben. „Dadurch lässt sich die Verkehrssicherheit erhöhen. Und auch in Sachen Klimaschutz gibt es wirksamere Möglichkeiten: ein verbesserter Verkehrsfluss etwa durch intelligente Netzsteuerung kann den CO2 Ausstoß deutlich senken“, erklärte die ADAC-Sprecherin dem Evangelischen Pressedienst.

Fuhrmann betonte, eine Entschleunigung des hektischeren Alltags verspreche den Deutschen auch einen Zugewinn an Lebensqualität. Der Stress auf den Autobahnen mache insbesondere älteren Menschen Angst. „Auch diese Aspekte gehörten in die Diskussion“, meinte Fuhrmann. Gerade die am Mittwoch begonnene Fastenzeit biete die Möglichkeit, den eigenen Lebenswandel zu überdenken. „Es geht uns nicht ums Verbieten, sondern um einen bewussten Umgang mit unserer einen Welt“, betonte er.

(kron/epd)
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