Gottesdienst in Freiburg Benedikt XVI. ruft zu Papsttreue auf

Freiburg (RPO). Papst Benedikt XVI. hat die katholische Kirche in Deutschland angesichts von Forderungen nach inneren Reformen zur Einheit mit der Weltkirche und zur Treue gegenüber dem Vatikan gemahnt. "Die Kirche in Deutschland wird für die weltweite katholische Gemeinschaft weiterhin ein Segen sein, wenn sie treu mit den Nachfolgern des heiligen Petrus und der Apostel verbunden bleibt", sagte der Papst am Sonntag bei einer Heiligen Messe mit rund 100.000 Gläubigen in Freiburg.

Der Papstbesuch 2011 in zehn Bildern
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Die Katholiken rief der Papst auf, als demütige Menschen auf Christus und auf Gottes Wort zu hören. "Macht meine Freude dadurch vollkommen, dass ihr fest in Christus geeint seid", rief der Papst den Gläubigen zu. "Die Kirche in Deutschland wird die großen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft bestehen und Sauerteig in der Gesellschaft bleiben, wenn Priester, Gottgeweihte und christgläubige Laien in Treue zur jeweiligen Berufung in Einheit zusammenarbeiten."

"Die Fackel des unverfälschten Glaubens in Einheit mit dem Bischof" solle hochgehalten werden. Der Papst verwies dabei auf Jesus, der mit Demut und Gehorsam den Willen des Vaters erfüllt habe.

Benedikt XVI. betonte beim Abschlussgottesdienst seiner viertägigen Deutschlandreise, demütige Menschen stünden mit beiden Beinen auf der Erde und hörten auf Christus. "Agnostiker, die von der Frage nach Gott umgetrieben werden; Menschen, die unter unserer Sünde leiden und Sehnsucht nach dem reinen Herzen haben, sind näher am Reich Gottes als kirchliche Routiniers, die in ihr nur noch den Apparat sehen, ohne dass ihr Herz vom Glauben berührt wäre."

100.000 Gläubige jubeln in Freiburg

An seinem letzten Besuchstag in Deutschland ist Papst Benedikt XVI. mit rund 100.000 Gläubigen auf dem Gelände des Freiburger Flughafens zu einer Heiligen Messe zusammengekommen. Die Massen an Gläubigen bereiteten dem Pontifex bei der Fahrt im Papamobil über das Gelände einen bejubelten Empfang. Dabei wurden dem Pontifex Kleinkinder ins Auto gereicht, die er küsste und segnete.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, sagte zur Begrüßung, das Bistum und die Gläubigen hätten "lange und mit großer Spannung" auf diesen Moment gewartet. Aus der ganzen Welt seien Pilger zu dem Gottesdienst angereist. Viele hätten sich schon in der Nacht aufgemacht und weite Wege zurückgelegt. "Durch die Taufe werden wir zu einem Volk aus vielen Völkern", sagte Zollitsch.

Für die Messe war eigens eine riesige weiße Altarbühne aus 200 Tonnen Stahl errichtet worden. Im Verlauf des Gottesdienstes will der Papst das Angelus-Gebet sprechen, das er normalerweise am Sonntagmittag in Rom gemeinsam mit Gläubigen auf dem Petersplatz betet.

Nach der Messe will Benedikt XVI. mit den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz in Freiburg zu Mittag essen. Einen letzten Höhepunkt der viertägigen Reise bildet ein Rede am späten Nachmittag im Konzerthaus, bevor der gebürtige Bayer am Abend zurück nach Rom fliegt.

Pilger zeigten sich geduldig

Trotz langer Fußwege zum Gottesdienst war die Stimmung unter den Gläubigen schon morgens gelassen. "Der Fußweg war nicht zu lang. Man kann ja auf der Straße laufen. Es gab keinen Stau und auch der Einlass ging ohne Probleme", sagt Pilgerin Silvia Heß. Sie musste etwa nach einer Fahrt im Shuttlebus noch einen Fußmarsch von rund 30 Minuten zurücklegen.

Die 16-jährige Marion Sopart aus Nordrhein-Westfalen hat sogar einen Fußweg von 40 Minuten bis zum Flugplatz zurückgelegt: "Es war eigentlich sehr schön, weil sehr viele Menschen unterwegs waren. Die Stimmung war sehr gut."

Auch das Senioren-Ehepaar Heinz (64) und Isolde (61) Grießhaber hat den bis zu 45 Minuten langen Fußmarsch als angenehm empfunden. Die Stimmung unter den Pilgern sei sehr gut und erwartungsvoll gewesen. "Das lag vielleicht auch an dem Gefühl der Gemeinschaft, das da entstand", sagt Isolde Grießhaber. "Man hat das Gefühl, dass alles sehr gut organisiert ist".

Am Abend zuvor hatte der Papst in Freiburg mit tausenden Jugendlichen Gottesdienst gefeiert. Mit der Vigil, einer nächtlichen Gebetsfeier, ging der dritte Tag des Deutschlandbesuchs von Benedikt XVI. zu Ende. Auf dem Freiburger Messegelände brannten zehntausende Lichter, um zu zeigen, dass Jesus als "Licht der Welt" die Finsternis erhellt.

Benedikt XVI. hat die Jugendlichen vor Technikgläubigkeit und Ideologien gewarnt und sie zu einem entschiedenen Leben als Christen aufgerufen. Die Welt werde trotz technischer Fortschritte letztlich nicht besser, mahnte der Papst. Immer noch gebe es "Krieg und Terror, Hunger und Krankheit, bittere Armut und erbarmungslose Unterdrückung", sagte das Kirchenoberhaupt vor fast 30.000 jungen Menschen auf dem Freiburger Messegelände.

Am Samstagnachmittag hatte sich der Papst mit Altbundeskanzler Helmut Kohl getroffen. Er würdigte Kohls Verdienste um die deutsche Einheit.

Am Sonntag, nach Predigt und Ansprache auf dem City-Airport-Gelände, trifft der Papst am Nachmittag in der Stadt Bundesverfassungsrichter und in Kirche und Gesellschaft engagierte Katholiken. Am Abend endet der viertägige Deutschlandbesuch des Papstes. Er fliegt dann zurück nach Rom.

(apd/rtr/AFP/top)
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