Von „Bad Doofheim“ zum Aushängeschild Das ist der Bahnhof des Jahres

Bad Bentheim · Auf der Suche nach dem Bahnhof des Jahres kommen meist nur Negativ-Beispiele in den Sinn. Jetzt wurde ein Bahnhof mit dem Titel dekoriert, der vor einigen Jahren noch verspottet wurde.

 Der Bad Bentheimer Bahnhof.

Der Bad Bentheimer Bahnhof.

Foto: Friso Gentsch/dpa/Friso Gentsch

Die Bahnstation im niedersächsischen Bad Bentheim ist Deutschlands Bahnhof des Jahres 2019. Eine Jury des Bahnlobby-Vereins Allianz pro Schiene begründete die Auszeichnung am Mittwoch in Berlin unter anderem mit der kundenfreundlichen Gestaltung - vom Vorplatz über komfortable Bänke bis hin zu Angeboten wie Café und Reisebüro. Die Jury würdigte zudem den Umgang mit Spott aus der Umbauzeit 2016.

Damals wurde der Bahnsteig in Bad Bentheim um 40 Zentimeter erhöht - wegen der Barrierefreiheit. Danach ließ sich allerdings die Tür zum Bahnhofsgebäude nicht mehr öffnen. Um einen Umweg zu sparen, kletterten viele Bahngäste durch ein Fenster. Selbst internationale Medien berichteten darüber.

Das „berühmte Fenster“ und die bissigsten Schlagzeilen seien nun im Bahnhof nahe der niederländischen Grenze ausgestellt. Vom „Spottobjekt“ sei das Gebäude in wenigen Jahren zum „Vorbild in Deutschland“ geworden, so das Fazit der Allianz pro Schiene.

Der Bahnhof wurde Ende 2018 neu eröffnet, „nunmehr vollständig barrierefrei“, wie es hieß. Der inzwischen behobene Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Gebäude sei ein Zuständigkeits- und Abstimmungsproblem gewesen.

Ein Sonderpreis für bürgerschaftliches Engagement in dem Wettbewerb geht ebenfalls nach Niedersachsen: nach Cuxhaven. Dort hätten Bürger ihren Bahnhof „mit beispiellosem Einsatz“ und einer Genossenschaftsgründung vor dem Untergang bewahrt, hieß es. „Heute bereichert ein vitaler, attraktiver Bahnhof das Stadtleben, wo sonst ein austauschbares Einkaufszentrum sich breit gemacht hätte.“

Die Allianz pro Schiene kürt seit 2004 jährlich die besten Bahnhöfe bundesweit. Im vergangenen Jahr waren Eppstein im Taunus (Hessen) und Winterberg im Hochsauerland (Nordrhein-Westfalen) ausgezeichnet worden. Kriterien sind etwa Kundeninformation, Sauberkeit, Anbindung an andere Verkehrsträger und ein „subjektiver Wohlfühlfaktor“. In der zehnköpfigen Jury saßen unter anderem Vertreter des Fahrgastverbandes Pro Bahn, des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) und des Deutschen Tourismusverbandes.

(mja/dpa)
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