„Symbolische Attacke“ Schulleiter wehrt sich gegen Kritik an Schüler-Studienreise mit Kreuzfahrtschiff

Frankfurt/Main · Während an diesem Freitag der globale Streik der Klimabewegung „Fridays for future“ stattfindet, hat die Abschlussfahrt von Schülern eines Frankfurter Gymnasiums mit einem Kreuzfahrtschiff für Wirbel gesorgt.

Das sind die neuen Kreuzfahrtschiffe 2019
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Foto: dpa-tmn/Costa Kreuzfahrten

33 Oberstufenschüler der Carl-Schurz-Schule aus Frankfurt wollen ihre Abschlussfahrt auf einer fünftägigen Kreuzfahrt von Kiel über Oslo nach Kopenhagen verbringen.

Darüber hatte zunächst der Hessische Rundfunk berichtet. In sozialen Netzwerken gab es zahlreiche Kommentare zu den Kreuzfahrt-Plänen - auch unter dem Aspekt der Klimaschädlichkeit solcher Reisen. Zu einem Beitrag der „Frankfurter Neuen Presse“ schrieb ein Leser: „Die Botschaft heißt: Wenn etwas günstig genug ist, darf einem das Klima auch mal vollkommen egal sein!“

Schulleiter Hans-Ulrich Wyneken reagierte mit Unverständnis. Er sprach am Dienstag von einer „symbolischen Attacke“ und „emotionalen Reaktion“ auf ein aufgeladenes Thema. Studienleiter Michael Winn sagte, Schüler und Lehrer fühlten sich „instrumentalisiert“.

"Fridays for Future": So leben die jungen Klimaaktivisten
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So leben die jungen Klimaaktivisten

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Foto: Thomas Banneyer

Winn, der die Fahrt zusammen mit drei weiteren Lehrern begleitet und selbst beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) aktiv ist, sagte: „Natürlich ist eine Kreuzfahrt problematisch.“ Aber die Diskussion werde mit Daten geführt, die „völlig falsch“ seien.

Klaus Vajen, Professor für Energietechnik an der Universität Kassel, hatte den Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases Kohlendioxid bei der Kreuzfahrt mit 1250 Kilogramm pro Kopf berechnet. Als Datengrundlage nannte er Publikationen der Klimaschutzorganisation Atmosfair.

Studienleiter Winn widersprach: Er komme bei eigenen Berechnungen mit etwa 600 Kilogramm auf nicht einmal die Hälfte. So fahre das Schiff nicht mit Schweröl, sondern mit „schwefelarmem Dieselkraftstoff“, und verfüge über einen Landstromanschluss.

Prof. Vajen sagte zudem, dass Reisen mit Bus und Bahn hinsichtlich der CO2-Emissionen etwa gleich einzuschätzen seien. Flüge fielen im Vergleich dazu mit Faktor vier, Kreuzfahrten mit Faktor neun ins Gewicht.

Über Umweltfragen haben die Schüler der beiden Leistungskurse Mathematik und Physik nach Winns Worten intensiv diskutiert. Sie hätten die Kreuzfahrt selbst vorgeschlagen. Denn neu ist die Idee nicht: Bereits vor zwei Jahren war ein Mathematik-Leistungskurs auf der gleichen Kreuzfahrt, wie Schulleiter Wyneken sagte. „Damals hat das nur niemanden interessiert.“

Schüler und Eltern hätten sich mit jeweils nur einer Gegenstimme je Kurs für die Kreuzfahrt ausgesprochen. Kosten soll der Aufenthalt 390 Euro pro Person, sagte Wyneken. Damit liege die Kreuzfahrt im Maximalbudget von 450 Euro pro Person für eine Abschlussfahrt.

Außerdem entspreche sie dem „Charakter einer Studienfahrt“. So stehen laut Winn Museumsbesuche wie im Experimentarium in Kopenhagen auf dem Programm. Die Schüler würden zudem mit dem bordeigenen „Umweltoffizier“ über Klimafragen diskutieren.

(felt/dpa)
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