Öffnung ab 1. März in NRW Kunden überhäufen Friseure mit Anfragen

Köln · Ein Blick in den Spiegel verrät: Es ist lange her, dass man bei einem Profi-Friseur war. Die gute Nachricht: Ab März darf wieder Platz genommen werden im Salon. Die schlechte Nachricht: Termine in den ersten Märztagen sind wohl kaum noch zu haben.

 Ungenutzt liegen Arbeitsgeräte in einem Friseursalon in Köln Ehrenfeld.

Ungenutzt liegen Arbeitsgeräte in einem Friseursalon in Köln Ehrenfeld.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Das Telefon steht nicht mehr still: Nach dem Beschluss von Bund und Ländern, die Friseure ab dem 1. März wieder öffnen zu lassen, kann sich die Branche auch in Nordrhein-Westfalen kaum retten vor Kundenanfragen. „Wir bekommen unzählige Mails und Anrufe - eigentlich will jeder Kunde schon in der ersten Woche drankommen“, sagte der Vorsitzende des Friseur- und Kosmetikverbandes NRW, Harald Esser, am Donnerstag in Köln.

Die Friseurmeisterin Ute Hützen, die wie Esser einen Salon in der Domstadt hat, startete morgens um acht ihre Terminvergabe, gegen Mittag war die erste Märzwoche fast ausgebucht. „Hier klingelt permanent das Telefon - das ist ein sehr schöner Klang“, sagte sie.

Eine Branche atmete auf: Endlich gibt es eine klare Perspektive. „Nun sehen wir endlich wieder Licht am Ende des Tunnels“, sagte Esser. Gut sei auch, dass Friseure seit kurzem einen Antrag stellen können für staatliche Unterstützung - die sogenannte Überbrückungshilfe III. Zumindest die Teilzahlung werde wohl relativ bald kommen, so der Verbandschef. „Unsere Branche braucht das Geld dringend.“

Seit Mitte Dezember sind die Salons wegen der Pandemie geschlossen. Ihre finanzielle Situation ist dementsprechend angespannt, zumal sie im Frühjahr 2020 schon mal dichtmachen mussten.

Branchenvertreter Esser findet den Zeitpunkt der Wiedereröffnung positiv. „Früher wäre zwar schön gewesen, aber noch schlimmer wäre eine frühe Öffnung und nur wenige Wochen später wieder eine Schließung wegen steigender Infektionszahlen“.

Hierzu gibt es aber auch andere Meinungen. Friseurmeisterin Hützen freute sich zwar über die baldige Öffnung. Sie sei aber auch „wahnsinnig enttäuscht, weil wir mit der Wiedereröffnung am 15. Februar gerechnet hatten“, sagte Hützen. Erstmals überhaupt wollten sie und ihre Mitarbeiterinnen am Rosenmontag arbeiten - „mit roter Pappnase, um ein bisschen Fröhlichkeit zu vermitteln“. Dass sie nun weitere zwei Wochen warten müssen, sei ärgerlich.

Hützen hält es nach wie vor für falsch, dass die Friseursalons überhaupt geschlossen waren. „Wir haben in umfangreiche Hygienemaßnahmen investiert, es war und ist sicher bei uns.“ Das Friseurhandwerk sei für das Wohlbefinden der Menschen wichtig. Sie habe viele ältere Kundinnen, die normalerweise auch aus hygienischen Gründen regelmäßig kämen. „Eine Kundin kommt einmal die Woche zum Haarewaschen, weil sie die Arme nicht mehr richtig hochbekommt - seit Mitte Dezember hat sie ihre Haare nicht mehr gewaschen.“ Solche älteren Kundinnen kämen gleich als erste dran Anfang März.

Der Groll über die lange Zwangsschließung samt finanzieller Einbußen ist zwar längst nicht verflogen, insgesamt aber war die Erleichterung groß. Es wirkte fast so, als sei die Branche aus einem Alptraum erwacht, den sie abschütteln und sich der nahen Zukunft widmen will. Die Solinger Friseurmeisterin Melanie Tillert berichtete, dass sie am Mittwochabend zwei Stunden Sport gemacht und danach gesehen habe, dass sie 150 Nachrichten von Kunden auf ihrem Handy hatte. Sie könne aber noch keine konkreten Termine vergeben, weil vorher die genauen Auflagen erst klar sein müssten - und damit die Zahl der nutzbaren Bedienplätze in ihrem Salon.

Der Essener Friseurmeister Mirko Schoroth hat für Anfang März zwei neue Mitarbeiterinnen eingestellt. Schon seit einigen Tagen habe die Zahl der Kundenanfragen deutlich zugenommen - „man hat ja schon geahnt, dass es bald wieder losgeht“. Er selbst werde sich auch frisieren lassen. „Mein Haarschnitt ist schließlich auch schon zweieinhalb Monate alt.“

(chal/dpa)
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