Delta-Variante kommt Spahn und Wieler warnen vor Verspielen von Erfolgen

Berlin · Trotz niedriger Ansteckungszahlen und des Impffortschritts mahnen Gesundheitsminister Jens Spahn und der RKI-Chef Lothar Wieler, angesichts der besonders ansteckenden Delta-Variante weiter zu großer Vorsicht. Das Beispiel Großbritannien zeige, wie fragil Erfolge in der Pandemiebekämpfung sein könnten.

 Jens Spahn (CDU, r-l), Bundesminister für Gesundheit, Lothar H. Wieler, Präsident Robert Koch-Institut (RKI) und Ralf Franke Gesundheitsmanagment Siemens.

Jens Spahn (CDU, r-l), Bundesminister für Gesundheit, Lothar H. Wieler, Präsident Robert Koch-Institut (RKI) und Ralf Franke Gesundheitsmanagment Siemens.

Foto: dpa/Carsten Koall

Durch die ansteckendere Delta-Variante, die bisher auf niedrigem Niveau (rund sechs Prozent) in Deutschland kursiere, könne sich das Virus wieder verbreiten, sagte Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI)  am Freitag in Berlin. Es sei nicht die Frage, ob Delta das Infektionsgeschehen in Deutschland dominiere, sondern wann, ergänzte er.

Vor allem durch Impfen, Masketragen in Innenräumen und Abstandhalten könnten wiedergewonnene Freiheiten aber erhalten bleiben. Bei mangelnder Vorsicht könne das Virus jedoch vor allem Ungeimpfte und erst einmal Geimpfte treffen. „Das dürfen wir einfach nicht riskieren“, sagte Wieler.

Den Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zufolge waren am Freitag 29,6 Prozent der Bevölkerung vollständig und 50,1 Prozent mindestens einmal geimpft. Die Zahl der Neuansteckungen wurde am Freitagmorgen mit 1.076 angegeben, vor einer Woche waren es 2.440 Ansteckungen. Die Delta-Variante des Virus ist laut Spahn derzeit für rund sechs Prozent der Ansteckungen verantwortlich.

Noch verbreite sie sich auf niedrigem Niveau, das aber besonders schnell, sagte Spahn. Das könne die derzeitigen Erfolge bei der Pandemie-Bekämpfung wieder in Frage zu stellen. Um die Ausbreitung exakt zu erfassen, würden alle Positiv-Testungen daraufhin untersucht, auf welche Virus-Variante sie zurückgehen, erklärte Spahn.

Das Beispiel Großbritannien zeige bereits, wie fragil Erfolge in der Pandemiebekämpfung sein könnten. Dort war die 7-Tage-Inzidenz innerhalb weniger Wochen wieder von 20 auf 70 gestiegen. Geplante weitere Lockerungen wurden deshalb verschoben. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in Deutschland in sieben Tagen sinkt zur Zeit bundesweit - auf aktuell 10,3. Fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung sei aber noch nicht ausreichend durch Impfungen geschützt, betonte Wieler.

Wie es in Deutschland weitergehe, hänge entscheidend vom Impffortschritt ab und davon, „wie wir uns verhalten“, sagte Wieler und warb darum, auch bei niedrigen Inzidenzen und über den ganzen Sommer die AHA-Regeln einzuhalten. Es komme weiter entscheidend darauf an, die Infektionszahlen niedrig zu halten: „Zu große Lockerungen werden dazu führen, dass die Virusverbreitung wieder zunimmt“, warnte Wieler.

Spahn ergänzte, wo bei niedrigen Inzidenzen regional gelockert werde, müssten die Verantwortlichen in den Landkreisen auch bereit sein, die Regeln wieder zu verschärfen, wenn die Zahlen steigen. Die Lehre aus den vergangenen Monaten müsse sein, dass man nicht warten dürfe: „Nicht erst eingreifen bei 50“, warnte Spahn, „sondern möglichst früh!“

(ahar/dpa/epd)
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