Neue Forschungsergebnisse Wurde Anne Frank doch nicht an die Nazis verraten?

Amsterdam · Bisher waren Historiker davon ausgegangen, dass Anne Frank und ihre Familie den Nazis in die Hände fielen, weil ihr Versteck an die Deutschen verraten wurde. Forscher halten nun jedoch eine andere Variante für wahrscheinlich.

 Die 15-Jährige Anne Frank starb wenige Tage vor Kriegsende in Bergen Belsen. Ihr Vater veröffentlichte ihr Tagebuch.

Die 15-Jährige Anne Frank starb wenige Tage vor Kriegsende in Bergen Belsen. Ihr Vater veröffentlichte ihr Tagebuch.

Foto: ap

Anne Frank und ihre jüdische Familie sind einer neuen Studie zufolge vielleicht doch nicht an die Nationalsozialisten verraten worden. Neue Forschungen zeigten, dass andere Szenarien - wie etwa eine zufällige Entdeckung - bedacht werden müssten, sagte der Geschäftsführer des Anne-Frank-Hauses in Amsterdam am Freitag.

Demnach sei es möglich, dass Frank während einer Razzia gefunden wurde, bei der eigentlich illegale Arbeitskräfte oder gefälschte Lebensmittelmarken aufgespürt werden sollten.

Handel mit Lebensmittelkarten

Museumschef Ronald Leopold sagte, in dem von Anne Frank als Versteck genutztem Haus hätten zwei Menschen gearbeitet, die verbotenerweise mit Lebensmittelmarken handelten und deshalb 1944 kurzzeitig verhaftet wurden. Davon schrieb auch Frank in ihrem Tagebuch.

"Ein Betrieb mit illegalen Arbeitskräften und illegal mit Marken handelnden Mitarbeitern riskierte offensichtlich, die Aufmerksamkeit der Behörden auf sich zu ziehen", heißt es in dem Forschungsbericht.

Die Theorie, dass die Franks verraten wurden, sei damit aber nicht komplett auszuschließen und müsse weiter überprüft werden.

Anne Frank und ihre Familie wurden gegen Kriegsende deportiert. Die 15-Jährige starb im Konzentrationslager Bergen-Belsen, wenige Tage vor der Befreiung des Lagers durch alliierte Truppen. Ihr Vater überlebte und veröffentlichte ihr Tagebuch, das ein weltweiter Bestseller wurde.

(csi/ap)
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