Papst besucht Frankreich Benedikts schwerer Gang nach Paris

Paris (RP). Kritik und Misstrauen erwarten den Papst heute bei seinem Besuch in Frankreich. Wegen der strikten Trennung zwischen Kirche und Staat wird auch moniert, dass der Aufenthalt von Benedikt XVI. in der Hauptstadt Paris und der Wallfahrtsstätte Lourdes aus Steuergeldern bezahlt wird.

Papst Benedikt XVI zu Besuch in Frankreich
10 Bilder

Papst Benedikt XVI zu Besuch in Frankreich

10 Bilder

Er komme als "Bote des Friedens und der Brüderlichkeit", hat Papst Benedikt XVI. für seine heute beginnende Reise nach Frankreich angekündigt. Solche versöhnlichen Worte scheinen notwendig in einem Land, das dem höchsten Würdenträger der Katholischen Kirche auch drei Jahre nach seiner Ernennung mit Skepsis begegnet.

Josef Ratzinger kommt zum ersten Mal nach Frankreich, seit er 2005 Papst geworden ist. Doch während die Franzosen seinen Vorgänger Johannes Paul II. wegen dessen Volksnähe schätzten, halten sie Benedikt für einen unnahbaren Intellektuellen. "Herr Professor", überschrieb die Zeitung "Le Monde" gestern auf Deutsch ein Porträt des 81-Jährigen. "Dieser Papst ist kaum bekannt und unverstanden", urteilt die Vatikan-Expertin der katholischen französischen Zeitung "La Croix", Isabelle de Gaulmyn.

In Lourdes, wo Benedikt XVI. sich von Samstag bis Montag anlässlich des 150. Jahrestages der Marienerscheinungen aufhalten wird, machen die Souvenirhändler kaum Geschäfte mit ihm. "Der Imagemangel ist größtenteils auf den Mangel an Kontakt zurückzuführen", ist der Vorsitzende der französischen Bischofskonferenz, Erzbischof André Vingt-Trois, überzeugt. "Sein Besuch wird zeigen, dass er offen und zugänglich ist", hofft er. Vor allem in Lourdes, wo der Papst Tausende von Pilgern treffen wird, soll er Volksnähe zeigen.

Frankreich ein schwieriges Pflaster

Doch Frankreich ist ein schwieriges Pflaster. Zwar bekennen sich offiziell 80 Prozent der 61 Millionen Franzosen zum katholischen Glauben, lediglich 14 Prozent üben ihn aber auch aus. Viele Menschen erreicht die Kirche auch deshalb nicht mehr, da es immer weniger Anwärter auf das Priesteramt gibt, und die verbliebenen gerade auf dem Land nicht selten für zehn und mehr Pfarreien zuständig sind.

Mit 22 Terminen und elf Ansprachen in dreieinhalb Tagen versucht Benedikt XVI. deshalb Brücken zu schlagen zu politischen Amtsträgern, der geistigen Elite und der Gemeinde der Gläubigen. Nach seinem Empfang am Flughafen durch Präsident Nicolas Sarkozy und Premierminister François Fillon wird er heute den Staatschef und dessen Frau Carla Bruni-Sarkozy im Elysée-Palast treffen. Für den Nachmittag ist eine Grundsatzrede vor 700 ranghohen Vertretern aus Politik und Gesellschaft sowie christlichen, jüdischen und islamischen Würdenträgern vorgesehen.

Der Diskurs auf Französisch wird mit Spannung erwartet. In dem Land, das kirchenhistorisch als "älteste Tochter der römischen Kirche" gilt, seit über 100 Jahren aber auch für eine radikale Säkularisierung steht, wachen vor allem die liberalen Vertreter streng über die gesetzlich verankerte Trennung von Kirche und Staat. Für sie war es bereits eine Zumutung, als Präsident Sarkozy im Dezember 2007 während seiner Audienz bei Benedikt XVI. den Glauben als positiv für die Stabilität der Republik pries und Pfarrer und Pastoren zur Weitergabe moralischer Werte ermunterte.

Die Föderation für das liberale Gedankengut kritisierte auch heftig die Übernahme der Kosten von drei Millionen Euro für die Papstreise durch den Staat. Da Benedikt aber offiziell auch Staatsoberhaupt des Vatikan ist, steht ihm das gesamte für Staatsbesuche reservierte Protokoll des Außenministeriums zu.

(RPMANTEL)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort