Prinz Friso kehrt nach Hause zurück Königliche Familie vor harten Entscheidungen

Seit 17 Monaten liegt der niederländische Prinz Friso im Koma. Jetzt wird er zu Hause in Den Haag betreut. Seine Zukunft bleibt ungewiss. Die königliche Familie steht vor schweren Entscheidungen.

Prinz Friso liegt seit 17 Monaten im Koma.

Prinz Friso liegt seit 17 Monaten im Koma.

Foto: dpa, Frank Van Beek

Vor dem Palast Huis ten Bosch in Den Haag ist alles wie immer: ein paar Passanten schauen neugierig durch das schmiede-eiserne Tor, die gepflegten Blumenbeete und die Auffahrt zum eleganten Stadtpalais von Prinzessin Beatrix. Nichts weist an diesem Mittwoch daraufhin, dass ihr Sohn Friso wieder nach Hause zurück gekehrt ist. Am Dienstag wurde der Prinz, der seit fast eineinhalb Jahren im Koma liegt, nach Den Haag verlegt.

Doch für die königliche Familie ist nichts mehr normal seit jenem tragischen 17. Februar 2012. Der Bruder von König Willem-Alexander war beim Skilaufen im österreichischen Lech in eine Lawine geraten.
25 Minuten lag er ohne Sauerstoff verschüttet unter den Schneemassen.
Die Ärzte konnten sein Leben zwar retten, doch der 44-jährige Prinz liegt seither mit schweren Hirnschäden im Koma.

Bisher wurde er an seinem Wohnort London in der vornehmen Wellington-Klinik versorgt. Doch nun sei eine weitere Behandlung im Krankenhaus nicht länger notwendig, teilte der Hof mit. Doch zugleich wurde jegliche Hoffnung im Keim erstickt. Der Zustand des Prinzen sei unverändert "besorgniserregend". Er zeige "minimales Bewusstsein". In diesem Zustand reagieren Patienten zwar auf äußere Reize, erläuterten Neurologen, doch die Chance auf ein Erwachen ist minimal.

Der Prinz hatte drei Studiengänge abgeschlossen darunter Luft- und Raumfahrttechnik und war nach einer steilen Karriere zuletzt Finanzdirektor bei Urenco in London, einem internationalen Unternehmen für Urananreicherung für Kernkraftwerke.

Die traurige Nachricht von seinem Unfall hat die Niederlande sehr bewegt. Die Bürger fühlen intensiv mit der ersten Familie des Landes mit, vor allem mit seiner Frau, Prinzessin Mabel und den beiden Töchtern Luana (8) und Zaria (7). Die Oranje-Familie hatte ihren Schmerz nie versteckt. Prinzessin Beatrix hatte ihren Sohn fast jedes Wochenende in London besucht.

Auch König Willem-Alexander hatte noch vor dem Thronwechsel am 30.
April offen und liebevoll von seinem Bruder gesprochen. Am Mittwoch war Willem-Alexander wie geplant mit seiner Frau Máxima zu einem kurzen Antrittsbesuch nach London gereist. Auch an den Urlaubsplänen der Familie ändere sich nichts, teilte der Hof mit.

In Den Haag wird nun über die Zukunft von Prinz Friso entschieden.
Ob er in den Niederlanden oder weiter in Großbritannien versorgt werden soll, sei noch offen, erklärte der Hof. "In den kommenden Monaten werden alle Optionen dafür in Abstimmung mit Experten untersucht." Zunächst soll Friso den Sommer über im Palast von einem medizinischen Team unter Leitung von zwei renommierten Neurologen versorgt werden.

Dabei gehe es um die künstliche Ernährung, Physiotherapie und im Notfall eine künstliche Beatmung, erläuterte der Professor für Neurologie an der Universität Twente, Michel van Putten, im niederländischen Radio. "Nun muss man Komplikationen verhindern." Jede Infektion könnte fatal sein.

Doch wie lange noch? Diese Frage wird nun in den Niederlanden gestellt. "Mit guter Versorgung kann ein Koma-Patient noch jahrelang leben", sagte Professor van Putten.

(dpa)
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