Evangelisches Gotteshaus auf dem Fusternberg Gnadenkirche wird 70

Fusternberg · Das Evangelische Gotteshaus auf dem Fusternberg wurde am ersten Adventssonntag 1949 nach nur siebenmonatiger Bauzeit eröffnet. Das Geld für den Bau der Kirche kam von Christen aus Amerika.

 Am 27. November 1949 wurde die Gnadenkirche eingeweiht.

Am 27. November 1949 wurde die Gnadenkirche eingeweiht.

Foto: Jana Bauch (jaba)

Es gibt ältere und größere Kirchen als die Gnadenkirche auf dem Fusternberg. Manche davon fallen bereits von weitem auf oder sie versetzen einen beim Betreten in ein ehrfürchtiges Erstaunen. Die Gnadenkirche liegt eher versteckt. Im Sommer muss man sie hinter den Bäumen, die sie umringen, erst einmal finden.

 Kanzel, Taufbecken und Altar (Foto) erzählen von Predigt und Verkündigung, vom Fest der Taufe und der Gemeinschaft beim Abendmahl und von dem, was Anfang und Ende des Lebens zusammenhält.

Kanzel, Taufbecken und Altar (Foto) erzählen von Predigt und Verkündigung, vom Fest der Taufe und der Gemeinschaft beim Abendmahl und von dem, was Anfang und Ende des Lebens zusammenhält.

Foto: Jana Bauch (jaba)

Hinter der Eingangstür erwartet den Besucher kein prunkvolles Deckengewölbe, sondern zunächst ein geduckter Raum mit einigen einladenden Tischen. Der sich anschließende Kirchraum macht deutlich, dass es hier um das Wesentliche im Leben einer Gemeinde geht. Kanzel, Taufbecken und Altar erzählen von Predigt und Verkündigung, vom Fest der Taufe und der Gemeinschaft beim Abendmahl und von dem, was Anfang und Ende des Lebens zusammenhält. Die eine oder andere rustikale Schnitzerei in den Kirchenbänken lässt erahnen, dass hier Generationen von Konfirmandinnen und Konfirmanden den sonntäglichen Gottesdienst nicht nur zum Predigthören genutzt haben.

 Das Charakteristische der Gnadenkirche ist das Holzdach.

Das Charakteristische der Gnadenkirche ist das Holzdach.

Foto: Jana Bauch (jaba)

Die kleine Orgel auf der Empore spielt in einer anderen Liga als die berühmten Silbermannorgeln. Aber sie tut das, was man von ihr erwartet. Zum Lobe Gottes und zur Freude der Gemeinde die Pfeifen erklingen lassen und die Menschen zum Singen einladen. Am ersten Adventssonntag wird die Gnadenkirche 70 Jahre alt. Am 27. November 1949, ebenfalls der erste Advent, wurde sie nach nur sieben Monaten Bauzeit eingeweiht und hat bis heute innen und außen ihr ursprüngliches Gesicht gewahrt.

Mit der Gnadenkirche steht in Wesel eine der letzten von ursprünglich etwa 40 sogenannten Bartning’schen Notkirchen, die nach dem Krieg in Deutschland errichtet wurden. Sie bietet 500 Gottesdienstbesuchern Platz. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war von Wesels evangelischen Kirchen wenig übrig. Pastor Hilmar Pardey, der damals für den dritten Bezirk zuständig war, hielt trotz allgegenwärtigem Mangel am Wunsch fest, eine neue Vorstadtkirche zu bauen. Diese sollte die Nachfolge der zerstörten Mathena-Kirche antreten. Gottesdienst feierte man damals auf dem Fusternberg provisorisch in der Gaststätte am Lilienveen und in der alten Schule an der Wackenbrucher Straße.

Das Charakteristische dieser Kirche ist das Holzdach. Es wird von in einem Betonfundament eingesetzten Holzbindern getragen, zwischen denen dann das Mauerwerk hochgezogen wurde. Zwischen dem Mauerwerk und dem Dach läuft ringsum ein schlichtes Fensterband. Der Kirchenbesucher hat unter dem warmen Holzdach, das über dem Altarraum zusammenstrebt und an ein umgestülptes Schiff denken lässt, den Eindruck einer großen Geborgenheit.

Das damals von amerikanischen Christen gespendete Geld für das Holzwerk der Gnadenkirche und die Eigenleistung der Fusternberger Gemeindeglieder waren nur vier Jahre nach Ende des Krieges ein ökumenisches Zeichen der Versöhnung und Verbundenheit, ganz so, wie es der Name der Kirche bis heute aussagen soll: Gnadenkirche.

Thomas
Brödenfeld

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