Am 16. Dezember im Lutherhaus Komikerin Ilka Bessin kommt nach Wesel

Wesel · Ilka Bessin, die in der Rolle der Cindy aus Marzahn bekannt wurde, kommt am Montag, 16. Dezember, ins Weseler Lutherhaus. Ein Gespräch über ihr Leben in der DDR, ihre Zeit als Hartz IV-Empfängerin, Ruhm und Karriere und das Leben ganz allgemein.

  Ilka Bessin hat bereits eine Biografie namens „Abgeschminkt“ geschrieben. Jetzt kommt sie nach Wesel.

Ilka Bessin hat bereits eine Biografie namens „Abgeschminkt“ geschrieben. Jetzt kommt sie nach Wesel.

Foto: Mathias Bothor / photoselection

Vor kurzem haben wird den 30. Jahrestag der Maueröffnung gefeiert. Erinnern sie sich als ehemalige DDR-Bürgerin noch an den November 1989?

Ilka Bessin An dem Tag, als die Grenzen geöffnet wurden, war ich zu Hause in der Küche. Da rief meine Mutter, dass die Mauer gefallen sei. „Na klar“, habe ich nur gesagt. Natürlich habe ich ihr nicht geglaubt.

Wann waren Sie dann zum ersten Mal im Westen?

Bessin Gut zwei Wochen später, kurz nach meinem 18. Geburtstag. Ich komme aus Luckenwalde und bin dann nach Berlin. Das hat mit dem Trabbi zwei Stunden gedauert. Ich war auf dem Ku’damm und habe mir alles angeschaut. Keine zehn Meter neben mir saß damals ein Bekannter aus Luckenwalde. Ich fragte: „Was tust Du hier?“ – „Gucken. Und Du?“ – „Auch gucken.“ Man war einfach überwältigt. Ich habe damals alles aufgesogen.

Sie sind gelernte Köchin. Was ist passiert, dass Sie als Komikerin Karriere gemacht haben?

Bessin Ich bin als Schülerin zur Berufsberatung und habe davon erzählt, dass ich am liebsten herumreisen und zum Zirkus will. Ich wollte irgendetwas Kreatives machen. Und da hat man mir gesagt, dass man als Köchin auch kreativ sein könne. Das habe ich dann auch gemacht und die Sache durchgezogen. Im Laufe der Zeit habe ich mich in den Beruf verliebt. Ich habe dann noch eine Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht und fand die Gastronomie ganz großartig.

Und warum sind sie der Gastronomie nicht treu geblieben?

Bessin Nach 16 Jahren hat mir mein damaliger Arbeitgeber gekündigt. Ich war Geschäftsführerin und man wollte jemanden haben, der günstiger ist. Ich bin vors Arbeitsgericht gezogen und habe auch gewonnen. Ich war dann einige Zeit zu Hause, habe mich beworben und hatte dann das Problem, dass die Betriebe oftmals Studenten gesucht haben. Ich wollte aber ein ganz normales Festgehalt. Aber am Ende hat nichts funktioniert. Da verliert man irgendwann die Kontrolle und Motivation. Und so bin ich am Ende in Hartz IV gerutscht.

Aber aus diesem Tief sind sie wieder rausgekommen.

Bessin Ich habe dann beim Quatsch-Comedy-Club angerufen, um dort als Aushilfe tätig zu sein. Ich wusste nicht, dass ich mit Thomas Schrode von der Talentschmiede spreche. Der hat gefragt, ob ich nicht Lust hätte, etwas auf der Bühne zu erzählen.

Sie hatten Lust.

Bessin Hatte ich. Mit Bekannten habe ich überlegt, was ich machen soll. Ich hab mir eine Stand-up-Nummer ausgedacht und einfach aus dem Leben geplaudert. Wenn man 16 Jahre in der Gastronomie war, hat man viel erlebt und viel zu erzählen. Und man muss eine grundgroße Klappe habe.

Standen Sie als Kind auch auf der Bühne?

Bessin Als Schülerin habe ich Gedichte aufgesagt. Ich war damals neun oder zehn. Für eines, das ich selbst geschrieben habe, bekam ich einen Preis bei einem Schulwettbewerb.

Haben Sie es noch drauf?

Bessin „Frieden ist ein schönes Wort, Frieden soll sein an jedem Ort. Krieg soll es nie wieder geben, drum woll’n wir in Frieden leben.“

Vor drei Jahren haben sie sich von ihrer Kunstfigur Cindy aus Marzahn, die kurzfristig sogar als Co-Moderatorin bei „Wetten dass?“ berühmt wurde, verabschiedet. Warum?

Bessin Ich finde, jede Geschichte geht einmal zu Ende, jeder Teller ist mal leer gegessen. Ich wollte den Leuten eine andere Seite zeigen.

Wie viel Cindy steckt in Ilka Bessin und umgekehrt?

Bessin In der Ilka ist viel Cindy drin und umgekehrt. Man ist da schon dicht an der Bühnenfigur dran.

Worauf darf sich das Publikum in Wesel so kurz vor Weihnachten freuen?

Bessin Ich garantiere, es wird lustig. Ich werde davon erzählen, wie es ist, älter zu werden – also so ganz normale Geschichten aus dem Alltag. Es kommen auch politische Themen vor. Ich werde auch singen, obwohl ich das nicht kann und auch private Dinge erzählen. Das gehört dazu. Generell muss ich sagen, dass ich es großartig finde, auf kleineren Bühnen zu stehen. Wenn die Leute lachen und klatschen und mir am Ende sagen, dass es für sie ein toller Abend war, dann ist das das tollste, was einem passieren kann.

Eine Biographie namens „Abgeschminkt“ haben sie bereits geschrieben, ein Kinofilm soll folgen.

Bessin Mein Buch, ein Mutmacherbuch, soll verfilmt werden und Ende 2020 in die Kinos kommen. Er handelt von meinem Leben: Wie ich Cindy wurde, von Höhen und Tiefen, von Promis, vom Tod meines Vaters.

Eigenes Bühnenprogramm, Biographie, Film – was soll da noch kommen?

Bessin Ich habe noch vor, ein Musical zu schreiben. Ich mag das. Musicals sind schön. Da geht man hin, da singen und tanzen die Leute. Mal sehen, was mir da einfällt.

Hatten Sie jemals ein Vorbild?

Bessin Helga Hannemann, die große Komikerin und Kabarettistin, die leider viel zu früh an Krebs verstorben ist. Sie hat die Politik in der DDR auf die Schippe genommen. Sie konnte sich das erlauben, weil sie ihre Kritik charmant verpackt hat und alle wussten, worauf sie anspielt.

Gibt es Kollegen, die Sie besonders schätzen?

Bessin Ich finde Leute toll, die ihr Publikum seit Jahren unterhalten. Mir fallen da Michael Mittermeier oder auch Mario Barth ein. Ich schätze auch Carolin Kebekus sehr. Über die kann ich lachen.

Testen Sie eigentlich ihre Gags, bevor diese in Ihr Programm aufnehmen? Woher nehmen Sie die Ideen?

Bessin Die Ideen stammen von Freunden. Oder man erlebt etwas im Urlaub und macht was draus. Ich arbeite mit zwei Autoren zusammen. Wir wir selbst nicht darüber lachen können, dann ist es auch nicht witzig. Am Ende aber entscheidet natürlich das Publikum, was es lustig findet und was nicht.

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