Wesel Schule und Demokratie – zwei Welten

Wesel · Was Daniela Staude, stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende der in den nächsten Jahren auslaufenden Grundschule am Brüner-Tor-Platz, befürchtet hatte, wurde während der Sitzung des Schulausschusses zur Gewissheit. Von der im November vergangenen Jahres im Rat beschlossenen Mitgestaltungsmöglichkeit bei der Konzepterstellung der neuen Innenstadt-Grundschule an der Böhlstraße war im Schulausschuss keine Rede mehr. Denn, so Fachbereichsleiterin Ila Brix-Leusmann: "Wir sind damals noch davon ausgegangen, dass die Brüner-Tor-Schule keine neuen Schüler aufnehmen wird. Eltern von anderen Schulen können aber laut Schulgesetz gar nicht an der Konzeption einer anderen Schule mitwirken."

 Nach dem Protest kam die unhaltbare politische Zusage zur Elternmitwirkung bei der Schulfusion in der Innenstadt. Doch die wurde gebrochen.

Nach dem Protest kam die unhaltbare politische Zusage zur Elternmitwirkung bei der Schulfusion in der Innenstadt. Doch die wurde gebrochen.

Foto: archiv

Verwaltung weit weg von Eltern

Das sei einzig den Mitwirkungsgremien der neuen Böhlschule möglich. Die gibt es aber noch gar nicht, muss nach den Sommerferien erst gegründet werden. Grund: Die Frage nach der neuen Schulleitung ist noch immer nicht geklärt. Das den Eltern aber rechtzeitig und im Detail zu erklären, hat die Verwaltung versäumt. Erst auf mehrmaliges Drängen der Stadt, so Dezernent Dirk Haarmann im Ausschuss, habe die Bezirksregierung die Schulleiterstellen in der Innenstadt und der Feldmark (dort fusionieren die Holzweg- und die Katholische Mühlenwegschule) ausgeschrieben — zum 31. Mai. Weil aber noch die aus Elternvertretern und Lehrern bestehenden Schulkonferenzen über die Besetzung der Rektorenstellen abstimmen müssen, wird sich die ganze Prozedur bis in den Herbst hineinziehen.

"Wir sind von anderen Voraussetzungen ausgegangen und nicht die verantwortliche Stelle", warb Haarmann um das Verständnis der im Ratssaal erschienenen Eltern. Ruth Freßmann (SPD) fragte, warum die Eltern eine Beschwerde an die Bürgermeisterin einreichen, nachdem sie auf eine Anfrage eine sehr späte Antwort bekommen hatten: "Sie hätten auch nachfragen können". Wichtig sei jetzt, dass man im Gespräch bleibe.

Neues Kommunikationsloch

Daniela Staude erzürnt das: "Da bin ich fassungslos, ich finde, die Verwaltung hätte auf uns zukommen müssen und offen kommunizieren können, warum die Mitwirkung nicht vollzogen wird. Der Bürger hat keine Holschuld." Zweitens gehe es ihr um die inhaltliche Diskussion. Frage sei, wie es sein könne, dass erst der Rat Mitwirkung beschließt, nun aber erkannt wird, dass diese nicht funktionieren kann. "Absurd und lächerlich ist die Behauptung, dass die Eingangsklasse an der Brüner-Tor-Schule völlig überraschend gekommen ist. Das steht doch im Ratsbeschluss", zeigte sie sich enttäuscht von mangelnder Sachlichkeit. Man habe den Eindruck, es gehe darum, das Thema "irgendwie auszusitzen". So werde die per Ratsbeschluss erwünschte Elternmitwirkung ad absurdum geführt.

Im Haupt- und Finanzausschuss am 12. Juni kommt das Thema erneut auf den Tisch.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort