Wesel Kreisch-Ton rettet Tierleben

Wesel · Der Wildretter: kleines Gerät, große Wirkung. Rehkitze, Fasane oder anders Getier werden auf Weseler Feldern und Weiden nach dem "Prinzip Feuermelder" verscheucht. In Obrighoven sind sie zum ersten Mal im Einsatz.

 Werner Schulte (re.) und Carsten Schmäh warnen Tiere mit simpler Technik aus dem Baumarkt. Das Prinzip funktioniert. Im Einsatz sind die kleinen Helfer bei den Obrighovenern in diesem Jahr zum ersten Mal.

Werner Schulte (re.) und Carsten Schmäh warnen Tiere mit simpler Technik aus dem Baumarkt. Das Prinzip funktioniert. Im Einsatz sind die kleinen Helfer bei den Obrighovenern in diesem Jahr zum ersten Mal.

Foto: ekkehart malz

Wenn Werner Schulte, Landwirt und Jäger aus Obrighoven, das zehnmal zehn Zentimeter große Gerät mit dem Namen LJV Wildretter anschaltet, ertönt ein durchgängiger, kreischend hoher Ton, der bis zu einem Kilometer weit zu hören ist. Erster Gedanke: Ausschalten, bitte! Was da nach dem "Prinzip Feuermelder mit Dauerton", wie Schulte sagt, Kopfschmerzen bereitet, kann beispielsweise Rehkitze oder Fasane vor dem Tod bewahren. Sie sollen aufgeschreckt werden und die Flucht ergreifen, bevor sie in das Mähwerk der Landwirte geraten. An der Reaktion seiner Hunde, die beim Anschalten des Geräts sofort die Flucht ergriffen, demonstrierte Schulte die Effektivität. In der geschlossenen Kabine des Traktors sei das Geräusch jedoch kaum zu hören und störe nicht, versichert Schulte.

 Anbringen, anschalten, fertig: Ein einfacher Draht oder Kabelbinder reicht, um das Gerät am Ausleger oder dem Traktor selbst zu befestigen.

Anbringen, anschalten, fertig: Ein einfacher Draht oder Kabelbinder reicht, um das Gerät am Ausleger oder dem Traktor selbst zu befestigen.

Foto: Malz, Ekkehart

15,52 Euro retten Wildtiere! Diesen Titel hatte der Artikel in einer Jagd-Zeitschrift, der den 55-Jährigen und seinen Nachbarn Carsten Schmäh (39), ebenfalls leidenschaftlicher Landwirt und Jäger, aufhorchen lies. Zu oft waren ihnen während der Wiesenmahd Wildtiere und Bodenbrüter vor die Ausleger an ihren Traktoren geraten. Die Tiere haben dann keine Chance.

Bei einem Versandhandel im Internet bestellten die Landwirte die Teile für das in dem Artikel beworbene Gerät. Kostenpunkt: 20 Euro inklusive Versandkosten. Das man einen technisch versierten, befreundeten Jäger um Mithilfe beim Zusammenbau bat wäre – wie sich später herausstellte – nicht nötig gewesen. "Das bekommt wirklich jeder hin. Dauert maximal zehn Minuten", meint Werner Schulte. Auch bei der Nutzung seien keinerlei Vorkenntnisse erforderlich, stellt Carsten Schmäh klar. "Anbringen, anschalten, fertig." Ein einfacher Draht oder Kabelbinder reicht, um das Gerät am Ausleger oder dem Traktor selbst zu befestigen.

Mittlerweile seien in Obrighoven acht der kleinen Lebensretter im Einsatz, so Schmäh. Zwar seien die Landwirte verpflichtet ihre Mähtermine dem jeweiligen Jagdpächter zu melden, damit die Fläche vorher abgegangen werden kann, zu häufig würde dies aber aus Zeitmangel vernachlässigt. Die Geräte seien eine einfache und kostengünstige Variante den Tierschutz zu stärken, sind sich die beiden einig. "Der Wildretter bietet natürlich keinen Rundum-Schutz, man sieht die Tiere aber früher und kann reagieren, falls sie nicht weglaufen", sagt Werner Schulte.

Im Einsatz sind die kleinen Helfer bei den Obrighovenern in diesem Jahr zum ersten Mal. Schnell wie ein Lauffeuer habe sich unter den Landwirten herumgesprochen, wie gering der Aufwand und wie groß der Gewinn bei der Nutzung der Geräte sei, die mittlerweile untereinander und an interessierte Landwirte ausgeliehen werden. "Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist einfach unschlagbar. Bei nur einem geretteten Rehkitz hat sich die Investition schon mehr als gelohnt", sagt Schmäh. Über 70 Hektar Fläche haben die Nachbarn in diesem Jahr schon gemäht – ohne größeren Vorfall. Jetzt wollen sie dafür werben, dass künftig mehr Landwirte in der Region die Geräte nutzen. "Wir stehen Interessierten gerne mit Rat und Tat zur Seite", sagen Werner Schulte und Carsten Schmäh. Kontakt: Tel. 0281 82893 (Schulte) und 0281 3193771 (Schmäh).

(niel)
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