Gemeindehistorie lebendig gemacht Museum zeigt Schermbecks Tongeschichte

Schermbeck · Heimat- und Geschichtsverein will sein Museum in den Wintermonaten nur einmal monatlich öffnen.

 Der Essener Töpfermeister Norbert Hombergen zeigte, wie Haushaltsgeschirr manuell an der Töpferscheibe hergestellt werden kann.

Der Essener Töpfermeister Norbert Hombergen zeigte, wie Haushaltsgeschirr manuell an der Töpferscheibe hergestellt werden kann.

Foto: Helmut Scheffler

(hs) Einen Familientag hat der Heimat- und Geschichtsverein kürzlich im Heimatmuseum an der Steintorstraße 17 veranstaltet. Viele Familien kamen beim freiem Eintritt. Das Museum ist nicht nur wegen seiner Ausstellungsstücke interessant. Das ehemalige Ackerbürgerhaus ist gleichzeitig das älteste noch erhaltene ehemalige Gebäude im Bereich des Ortskerns.

Im Obergeschoss konnte die Ausstellung „Vom Tonabbau zum Naturschutzgebiet“ besichtigt werden. Auf 14 großformatigen Tafeln wird der Themenkomplex anschaulich dokumentiert. Beim Rundgang erfährt der Besucher viel über die geologischen Voraussetzungen für den Qualitätston, der dazu geführt hat, dass nach der Entwicklung der mechanischen Öfen ein mächtiger Sprung in der Weiterverarbeitung des Tons erfolgte. Anhand mehrerer Karten und Pläne wird der Verlauf der Kleinspurbahnen gezeigt, auf denen der Ton zu den Ziegelwerken gebracht wurde. Hiesiger Ton wurde auch beim Bau des Lippe-Seiten-Kanals im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts verwendet. Auf mehreren Tafeln werden Details des Naturschutzgebietes Lichtenhagen gezeigt. Dort hat die Firma Nelskamp noch bis in die 1970er-Jahre hinein Ton abgebaut.

An Schermbecks große Bedeutung für Töpfereien und Ziegeleien wurde auch noch auf eine andere Weise erinnert. Der Essener Töpfermeister Norbert Hombergen nutzte die zum Museum gehörende Töpferscheibe, um den Besuchern zu zeigen, wie man Gefäße für den Haushalt aus Ton herstellen kann. Solche Gefäße wurden seit dem frühen 19. Jahrhundert in Schermbeck hergestellt. Im Jahre 1877 gab es dreizehn Töpferfamilien in Schermbeck. Kurz nach 1900 begann der Niedergang der Töpferei, weil die Händler aus dem Ruhrgebiet immer weniger Interesse an den handgeformten Tongefäßen zeigten. Die industrielle Massenware verdrängte die Handarbeit und drückte den Preis mächtig nach unten. Die zurückgehende Verdienstspanne führte zur Aufgabe des Berufes. Bernhard Entrop war der letzte Schermbecker Töpfer. Norbert Hombergen ließ sich beim Töpfern an der Scheibe auf die Finger schauen.

 Der Essener Töpfermeister Norbert Hombergen zeigte am Sonntag den Museumsbesuchern, wie Haushaltsgeschirr manuell an der Töpferscheibe hergestellt werden kann. RP-Foto Scheffler

Der Essener Töpfermeister Norbert Hombergen zeigte am Sonntag den Museumsbesuchern, wie Haushaltsgeschirr manuell an der Töpferscheibe hergestellt werden kann. RP-Foto Scheffler

Foto: Helmut Scheffler

Das Museum an der Steintorstraße 17 ist bislang noch an jedem Sonntag zwischen 10 und 13 Uhr geöffnet. Wegen der geringer gewordenen Besucherzahlen und der geringeren Zahl der ehrenamtlich tätigen Museumsbetreuer soll das Museum künftig in den Monaten November, Dezember, Januar und Februar nur noch an jedem ersten Sonntag im Monat zwischen 10 und 13 Uhr geöffnet werden. Der Eintritt ist nach wie vor frei.

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