Hamminkeln Kurioser Aufruf: Eigentümer gesucht

Dingden · Seit 1894 gehören Gräben und Wege im Dingdener Venn und in der Dingdener Mark zwei Interessengemeinschaften. Nach 126 Jahren suchen Rathausmitarbeiter die Eigentümer.

 Der Kahlenberg gehört zu den Wegen, die endgültig Eigentum der Stadt werden sollen. Er liegt in der Dingdener Mark und führt unter anderem zum dortigen Feriengebiet.

Der Kahlenberg gehört zu den Wegen, die endgültig Eigentum der Stadt werden sollen. Er liegt in der Dingdener Mark und führt unter anderem zum dortigen Feriengebiet.

Foto: Thomas hesse

Manche Dinge verschwinden in den Archiven auf Nimmerwiedersehen. Manchmal tauchen sie in rätselhafter Weise wieder auf – und machen viel Arbeit. In der Hamminkelner Verwaltung werden Besitzer von 130 Grundstücken gesucht. Da sollte man meinen, sie tauchen schnell auf und übernähmen den unvermuteten Besitz. Tun sie aber nicht. So sieht es danach aus, dass die Stadt Mitte 2020 zusätzlich zu ihrem bestehenden Grundbesitz Eigentümer von rund 49 Hektar Fläche wird.

Damit bereichert sich Hamminkeln nicht, denn es geht vor allem um Wege und Gräben im Dingdener Venn und der Dingdener Mark. Das ist ziemlich weit draußen, nämlich östlich des Ortsteils Dingden. Vielmehr, so sagte Kämmerer Robert Graaf kürzlich, wolle man mit der Inbesitznahme einen Verwaltungsakt vollziehen, um die bürokratische Arbeit zu erleichtern.

Um die Spuren der möglichen Besitzer zu verfolgen, sind die Rathausleute tief in die Akten eingestiegen. Ende des 19. Jahrhunderts, so weiß man nun, gingen die Flächen nach einem Flurbereinigungsverfahren und durch sogenannte Rezesse, was einen Vergleich über strittige Besitzverhältnisse meint, an zwei Interessengemeinschaften. Die nannten sich „Interessenten der Dingdener Mark“ und „Gesamtinteressenten des Dingden’ner Venns“. Das war 1894.

„Die Grundstücke, genauer gesagt Flurstücke, sind katastertechnisch erfasst, beim Grundbuchamt des Amtsgerichts Wesel aber nicht gebucht und somit keinem konkreten Eigentum zugeordnet“, stellt die Verwaltung fest. Bürokratischer Schlendrian, der heute noch beschäftigt. Jedenfalls ergab sich aus in den beim Landesarchiv in Münster verwahrten Unterlagen der betreffenden Rezesse  hinsichtlich der Wege- und Grabenflächen, dass die den „Interessenten“ insgesamt zugeordnet wurden, was wiederum darauf abzielte, dass der Kommune die Verwaltung der „Interessenten-Flächen“ zukommt.

Die Wege im Dingdener Hinterland wurden damals gebaut und genutzt, um bewirtschaftete Felder zu erreichen, berichtet Graaf. Bloß wem sie gehören, sei nicht mehr nachzuvollziehen, denn im Grundbuch steht auch nur besagter Oberbegriff Interessengemeinschaft. Heute pflegt und unterhält die Stadt große Teile der Flächen, teilweise verlaufen hier Schulbusverbindungen. Auch die Gräben im Interessen-Eigentum dienen der Allgemeinheit, weil sie als Entwässerung fungieren. „Immer wieder ergeben sich Rechtsunsicherheiten über die Zuständigkeiten“, heißt es seitens der Stadt. Manchmal sind auch Baugenehmigungsverfahren betroffen, eine aufwendige Sache unter den jetzigen Gegebenheiten.

Bisher wurden einzelne Grundstücke in kommunalen Besitz überführt, was  Grundbuchanlegungsverfahren zur Folge hatte. Die Stadt will das Problem nach 126 Jahren heilen, mit dem Amtsgericht Wesel als Grundbuchamt hat man einen Verfahrensweg abgestimmt. Dazu gehört die Suche nach den Besitzern. Am Ende werden die Flächen in den Grundbüchern erfasst, dann folgt die Bestätigung der Stadt, dass sie seit eh und je in kommunaler Verwaltung sind. Dass sich Nachfahren der Interessentengemeinschaften melden, ist wenig wahrscheinlich. Schließlich müssten sie mit Kosten für Pflege und Unterhalt der bald städtischen Flächen rechnen.

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