Wesel Fracking-Gegner schließen Reihen

Wesel · "Fracken gegen Putin – was können wir dagegen tun?": Debatte der Grünen brachte außer Betroffenheit kluge fachliche Informationen. Aktionen sollen gebündelt werden. Lokalpolitik komplett gegen Fracking.

 Diese Grafik aus einer Präsentation der Bezirksregierung Arnsberg stellt die konventionelle Erdgasförderung aus unterirdischen Gasblasen und die unkonventionelle dar, bei der eingeschlossenes Gas aus dem Untergrund herausgebrochen wird. Dabei wird Chemie eingesetzt, was höchst umstritten ist. In unserer Region geht es meist um Gas in Kohleflözen.

Diese Grafik aus einer Präsentation der Bezirksregierung Arnsberg stellt die konventionelle Erdgasförderung aus unterirdischen Gasblasen und die unkonventionelle dar, bei der eingeschlossenes Gas aus dem Untergrund herausgebrochen wird. Dabei wird Chemie eingesetzt, was höchst umstritten ist. In unserer Region geht es meist um Gas in Kohleflözen.

Foto: Geologischer Dienst NRW

"Fracken gegen Putin — was können wir dagegen tun?": Debatte der Grünen brachte außer Betroffenheit kluge fachliche Informationen. Aktionen sollen gebündelt werden. Lokalpolitik komplett gegen Fracking.

Es war eine Runde der Fracking-Gegner, die sich auf Einladung der Grünen zur Debatte um die umstrittene Art der Gasförderung im Dohlenhof traf. Somit war die Empörung über die aktuellen politischen Vorstöße, in Nordrhein-Westfalen Fracking-Pilotprojekte zuzulassen, vorhersehbar. Doch es ging auch darum, erstens protestierende Stellungnahmen auf den Weg zu bringen. Zweitens den komplizierten Fach- und Sachstand zu klären, denn Betroffenheit und Kenntnisstand stimmten in der Diskussionsrunde nur begrenzt überein. Deshalb war es ein sehr guter Einfall von Moderator und Parteichef Ulrich Gorris, Gabriele Obschernicat von der Interessengemeinschaft gegen Gasbohren Hamminkeln einzuladen. Sie bestätigte ihren Ruf, bestens informiert und vernetzt zu sein — und den schwierigen Komplex Fracking anschaulich erklären zu können. Ihr abschließender Aufruf, sich auf allen Ebenen zu wehren, fiel folgerichtig auf fruchtbaren Boden. Die Grünen kündigten entsprechende Aktionen an.

Kommunalpolitisch laufen Obschernicat, Gorris und die Grünen ohnehin offene Türen ein. Zwar folgten nur die CDU — für sie kam Ratsmitglied Wolfgang Lingk — und die Piraten der Einladung zur Debatte, während SPD und FDP fern blieben und Landtagsabgeordneter Meesters vorab telefonierte sowie sich die Bürgermeisterin entschuldigen ließ. Doch Lingk machte klar, dass sich der gesamte Rat gegen Fracking positioniert und landespolitisch höchstens "Einzelmeinungen" pro Fracking seien. Zudem hat der Rat am Dienstag eine von der Firma Dart Energy verlangte Verlängerung der Erlaubnis, Gas im Förderfeld "Saxon 1 West" bei Wesel aus der Tiefe zu holen, abgelehnt. Das ist aber nur eine Stellungnahme, laut Bergrecht entscheidet die Bezirksregierung Arnsberg. Dass Wesel und andere Kommunen überhaupt gehört werden, sei ein Erfolg, so Obschernicat. Die Initiativen hätten diese Beteiligung erreicht, die in früheren Verfahren vernachlässigt worden sei.

Um was geht es beim Fracking (von englisch to fracture, aufbrechen)? Gemeint ist unkonventionelle Gasförderung, also nicht frei ausströmendes Gas, sondern in Schiefer, Sandstein oder Kohleflözen eingeschlossenes Gas. Die Materialien werden mit Hilfe von Bohrungen, Wasser und Chemieeinsatz so aufgebrochen, das Gas frei wird. Grüne-Ratskandidat Arno Ostwald berichtete von 69 eingesetzten Chemikalien, die größtenteils gefährlich sind. "Unkonventionell meint die Lagerstätten, bei uns sind das Kohleflöze", sagte Obschernicat. Welcher Chemiecocktail eingesetzt wird, sei nicht transparent und Betriebsgeheimnis der Förderer. Sie beklagte, dass "zunehmend begriffliche Unklarheiten die politische Debatte bestimmen". Sie halte es für "unseriös, wenn Angst geschürt wird mit dem Hinweis auf die Krim-Krise und angeblichen Energiemangel". Die politische Kampagne pro Fracking vor dem Hintergrund internationaler Ereignisse habe sie nicht gewundert. Auch stimme es nicht, dass es in NRW ein Moratorium in Sachen Fracking gebe. Ihr Fazit: "Es kann niemand behaupten, Folgen der Fördermethode im Griff zu haben." Gorris riet, die Energiewende voranzutreiben. Dann erledige sich das Thema Fracking auch aus wirtschaftlichen Gründen.

(RP)
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