Wesel AVG-Abiturienten lassen sich typisieren

Wesel · Anlass der Aktion ist der Fall des 18-jährigen Lars Hasselsweiler, der an Leukämie erkrankt ist. Hendrik Abel (22) berichtet von seinen Erfahrungen als Spender. DKMS klärt über Prozedere auf.

 Schüler des Andreas-Vesalius-Gymnasiums ließen sich gestern eine Speichelprobe entnehmen und als mögliche Spender registrieren.

Schüler des Andreas-Vesalius-Gymnasiums ließen sich gestern eine Speichelprobe entnehmen und als mögliche Spender registrieren.

Foto: Malz

Es war ein sehr emotionaler Augenblick, als Gerd Hasselsweiler vor die Abiturienten des Andreas-Vesalius-Gymnasiums trat und sich für ihr Kommen bedankte. Der Vater von Lars Hasselsweiler schilderte den Schülern, wie sehr es ihm und seiner Frau "den Boden unter den Füßen" weggerissen hätte, als im Januar bei seinem 18-jährigen Sohn, der ebenfalls das AVG besucht, Leukämie festgestellt wurde.

"Seitdem kämpfen wir und unterstützen ihn, wo wir nur können", erzählt Gerd Hasselsweiler, dessen Sohn derzeit in der Universitäts-Klinik in Essen behandelt wird. "Für die tolle Betreuung dort sind wir unendlich dankbar", sagt Hasselsweiler, für den es vor kurzem aber auch gute Nachrichten gab. Denn zwei potenzielle Spender von Knochenmark oder Stammzellen wurden gefunden. Nun müssen weitere Untersuchungen ergeben, ob diese Personen tatsächlich als Spender für Lars Hasselsweiler infrage kommen.

Der Fall des erkrankten AVG-Schülers war der Anlass für eine große Typisierungs-Aktion, die gestern von der Deutschen Knochenmark- Spenderdatei (DKMS) in der Turnhalle des Gymnasiums durchgeführt wurde. Sämtliche Schüler ab 17 Jahren hatten die Gelegenheit, sich typisieren zu lassen, um so für Menschen, die an Blutkrebs erkrankt sind, möglicherweise zum Lebensretter zu werden.

Hendrik Abel ist so ein Lebensretter. Der 22-jährige Weseler hatte sich im November 2010 im Rahmen seiner Bundeswehr-Zeit typisieren lassen und erhielt schon acht Monate später die Nachricht, dass er als Spender infrage käme. Weitere Untersuchungen machten die Wahrscheinlichkeit zur Tatsache, und so wurden Abel im Oktober 2011 Stammzellen entnommen, die er einem leukämiekranken Mann (67) in den USA spendete. Mittlerweile ist dieser Mann zwar verstorben. "Aber ich habe ihm zusätzliche Zeit geschenkt und würde es immer wieder tun", berichtet Abel.

Die Stammzellen-Übertragung wird in 80 Prozent der Fälle angewandt, wie Theresa Wilperath von der DKMS erzählt. Lediglich bei 20 Prozent der Patienten wird Knochenmark gespendet. Wilperath klärte die Schüler über das gesamte Prozedere von der Typisierung bis hin zur Spende auf. Welche körperlichen und gesundheitlichen Voraussetzungen muss der Spender beispielsweise erfüllen, um überhaupt infrage zu kommen? Dass die Typisierung der DKMS lediglich die Berechtigung gibt, bei den Personen später nachzufragen, sollten sie als Spender infrage kommen. Eine Verpflichtung, auch tatsächlich zu spenden, bestehe deshalb aber nicht.

Und Wilperath referierte in Verbindung mit einem Filmbeitrag auch darüber, wie die Stammzellen- oder Knochenmark-Entnahme abläuft, wie lange sie dauert, welche Nebenwirkungen auftreten können und welche Möglichkeiten der Spender besitzt, seinen "genetischen Zwilling" zu einem späteren Zeitpunkt kennenzulernen.

(me)
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