Düsseldorf CDU fordert Fracking in NRW

Düsseldorf · Politiker von SPD und CDU werben für eine Pilotanlage auf neuestem Stand der Technik. Auch FDP-Chef Lindner signalisiert Sympathie. Der Energie-Multi Exxon sagt: "Wir können sofort beginnen."

 Die Methode Fracking ist sehr umstritten.

Die Methode Fracking ist sehr umstritten.

Foto: Jim Lo Scalzo

Der Vorstoß von EU-Kommissar Günther Oettinger für ein Fracking-Pilotprojekt in Deutschland löst eine neue Debatte über die umstrittene Fördertechnik aus. "Ich bin unbedingt der Meinung, dass NRW von einer solchen Fracking-Pilotanlage im Industriemaßstab profitieren würde", sagte der Gelsenkirchener Bundestagsabgeordnete Oliver Wittke (CDU), der auch Sprecher der Arbeitsgruppe Ruhrgebiet in seiner Berliner Fraktion ist. Absoluten Trinkwasserschutz vorausgesetzt, könne "gerade die NRW-Industrie bei einem solchen Referenzprojekt ihre Leistungsfähigkeit beweisen", so der ehemalige Bauminister: "Deutsche Ingenieure sind führend in der Entwicklung umweltfreundlicher Hochtechnologie."

Deutschland deckt seinen Gasbedarf zu mehr als einem Drittel mit Importen aus Russland. Vor dem Hintergrund der Krim-Krise hatte Oettinger am Montag einen neuen Vorstoß für das Fracking gewagt, bei dem mit einem Chemiecocktail unter hohem Druck Erdgas aus tiefen Gesteinsschichten gesprengt wird. "Deutschland sollte an einem geeigneten Ort ein Demonstrationsprojekt zulassen, bei dem die neueste Generation der Fracking-Technologie zum Einsatz kommt", hatte der Kommissar gesagt: "Das heutige Fracking ist nicht mehr mit den Anfängen dieser Technik zu vergleichen." Aus Sorge um das Trinkwasser kämpfen bundesweit 30 Umweltinitiativen gegen diese Form der Energiegewinnung, einige davon in Nordrhein-Westfalen.

Unterstützung bekommen Oettinger und Wittke vom Bundesvorsitzenden der FDP, Christian Lindner, der zugleich die Fraktion im Düsseldorfer Landtag führt. Lindner sagte unserer Zeitung: "Steigende Energiepreise und die Krim-Krise zwingen uns zu neuem Denken. Für NRW wäre ein Versuchsprojekt im industriellen Maßstab dann eine Chance, wenn der technische Fortschritt die Risiken minimieren kann." Auch aus den Reihen der SPD-Bundestagsfraktion gibt es Zustimmung. "Ich finde den Vorstoß für eine neue Fracking-Pilotanlage in Deutschland gut", sagte Bernd Westphal, der für die SPD im Energieausschuss des Deutschen Bundestages sitzt. Allerdings müsse das Projekt wissenschaftlich begleitet werden und dürfe das Trinkwasser nicht gefährden.

2010 legte die NRW-Landesregierung einen Bericht vor, demzufolge unter Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland bis zu 2100 Milliarden Kubikmeter Erdgas schlummern – ein riesiges Vorkommen, aus dem ganz Deutschland mehr als zwei Jahrzehnte lang versorgt werden könnte. Energiemultis wie Exxon, die deutsche BASF-Tochter Wintershall und lokale Stadtwerke haben NRW längst in 20 Claims unterteilt, wie potenzielle Abbaugebiete im Fachjargon heißen. Wegen Widerständen in der Bevölkerung und im Landtag ruhen derzeit alle weiteren Initiativen.

Exxon würde für eine Fracking-Referenzanlage nicht viel Vorlauf brauchen. Deutschland-Chef Gernot Kalkoffen sagte gestern: "Wir sind bereit, die Erschließung dieser Lagerstätten im Rahmen wissenschaftlich begleiteter Erkundungsprojekte unter Einbindung der Öffentlichkeit sofort zu beginnen."

(RP)
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