Wermelskirchen Die alten bergischen Eichen kränkeln

Wermelskirchen · Der Wald hat sich erholt. Doch die Eiche bleibt ein Sorgenkind: Diese Baumart vertrocknet in den Kronen. Stadtförster Klaus-Dieter Wegner setzt auf Naturverjüngung aus eigenem Bestand.

 Sie prägen den Wermelskirchener Stadtforst: Eichen (rechts) und Buchen. Die Eichen vertrocknen zusehends in den Kronen.

Sie prägen den Wermelskirchener Stadtforst: Eichen (rechts) und Buchen. Die Eichen vertrocknen zusehends in den Kronen.

Foto: Jürgen Moll

Das Bergische Land ist geprägt durch Waldreichtum – es sind die Erholungsgebiete, um die uns viele andere Regionen beneiden. Der Blick streift häufig über Buchen- und Eichenwälder – 52 Prozent des Wermelskirchener Stadtforsts bestehen aus diesen Laubholz-Bäumen. Doch das Symbol im Wermelskirchener Stadtwappen, die Eiche, kränkelt: Der Altbestand, also Bäume ab 70 Jahre, vertrocknet in den Kronen. Über die Ursache kann der Fachmann nur spekulieren. Stadtförster Klaus-Dieter Wegner: "Die alten Bäume können einfach nicht genügend Wasser ziehen."

Die Eiche ist aber nicht nur das Sorgenkind im Wermelskirchener Forst, sondern im gesamten NRW-Wald. Zu dieser Einschätzung kommt jetzt auch Umweltminister Johannes Remmel. "Der Zustand der Eichen ist der schlechteste seit Beginn der Waldzustandserhebung vor fast 30 Jahren."

Förster Wegner ist seit dem 1. Januar 1990 in Wermelskirchen beschäftigt. Und in diesen Jahrzehnten hat sich die Eiche zur Problembaumart entwickelt. "Eichen werden weit über 100 Jahre alt. Sie werden in der Krone trocken, obwohl genügend Platz vorhanden wäre." Dies beobachtet er aber nicht nur in Wermelskirchen, sondern kreisweit und auch in Oberberg. Seine Vermutung: In den vergangenen drei Jahren hätten in Folge Eichenwickler und Frostspanner die frischen Blätter dieser Bäume zu Beginn der Wachstumsperiode vernichtet – diesen ersten Kahlfraß hätten die Eichen nicht ausgleichen können. "Es könnte auch sein, dass sich die Klimaveränderung schon auswirkt. Aber das ist noch nicht messbar."

Er sieht derzeit keine Rettungsmöglichkeit dieser kranken Eichen. "Wir können ja nicht im Frühjahr mit Insektiziden gegen die Schädlinge vorgehen. Dann müssten die Menschen ja mit Schutzmasken rumlaufen."

Der Anteil des Eichenbestandes im Stadtwald beträgt 28 Prozent, etwa zehn Prozent, also rund 2000 Bäume, sind Altbestand und damit gefährdet. Sie machen etwa zehn Hektar des heimischen Waldes aus.

24 Prozent der Laubhölzer sind Buchen – "der Zustand ist befriedigend. Sie leiden nicht so unter Frostspannern", so beobachtet Wegner. "Diese Laubbaumart kann damit besser umgehen. Warum, das weiß niemand."

Auch bei der Fichte, die 48 Prozent des Stadtwaldes ausmacht, sieht es gut aus. "Nach Kyrill gibt es ja kaum noch einen alten Baumbestand."

Damit sich die Bürger an dem 630 Hektar großen Stadtwald aber auch in einigen Jahrzehnten erfreuen können, wird kräftig verjüngst, sprich nachgepflanzt. Gerade hat Wegner durch seine Mitarbeiter rund 6200 Buchen und 700 Eichen gesetzt, im Frühjahr werden weitere 2000 Eichen gepflanzt. "Es gab leider nicht so große kräftige Pflanzen, wie ich mir das vorgestellt habe. Da habe ich lieber darauf verzichtet. Deshalb müssen wir im Frühjahr noch mal nacharbeiten."

Der Stadtförster kauft die Buchen übrigens nicht über eine Baumschule ein, er setzt seit dem ersten Tag seiner Tätigkeit in Wermelskirchen auf Naturverjüngung. 100 Prozent der Buchen, alle 80 bis 150 Zentimeter groß, hat er so produziert. "Die sind hier aufgewachsen und an das Klima gewöhnt. Damit sind sie robuster und widerstandsfähiger als die hochgepäppelte Baumschulware", meint Wegner. Außerdem ist das preiswert: Die Pflanze kostet 45 Cent, zusammen mit Pflanzlohn 1,30 Euro. Beim Kauf müsste die Stadt das Doppelte bezahlen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort