Wermelskirchen Der Exodus von der Eich

Wermelskirchen · Immer mehr Geschäfte stehen bereits leer auf der Eich, weitere Einzelhändler und Gastronomen ziehen bald weg. Aktives Stadtmarketing ist aber Fehlanzeige: die Stadt hat kein Geld, und die Betroffenen fühlen sich machtlos.

Wermelskirchen: Der Exodus von der Eich
Foto: Hertgen, Nico

Immer mehr Geschäftsräume stehen leer, die Anlieger von der unteren Eich machen sich Sorgen: Der Exodus hat begonnen. Aldi steht leer, Plus/Netto ebenfalls. Die Spielhalle ist verlassen, ebenso die ehemalige RVK-Kundenstelle. Das italienische Restaurant Bella Italia zieht im August aus und wechselt an die Kölner Straße in die Marktpassage. Und Büromöbelausstatter Peter Schmidt zieht, wie berichtet, von der Eich ins ehemalige Postamt an der Telegrafenstraße.

 Zu den Leerständen auf der Eich bei Aldi (l.), Plus/Netto (hinten) und der ehemaligen Spielhalle (r.) kommen bald weitere. Geschäftsleute mit Stammkunden freuen sich lediglich, dass es jetzt, wie for dem ehemaligen Aldi-Markt, jetzt mehr Parkplätze gibt.

Zu den Leerständen auf der Eich bei Aldi (l.), Plus/Netto (hinten) und der ehemaligen Spielhalle (r.) kommen bald weitere. Geschäftsleute mit Stammkunden freuen sich lediglich, dass es jetzt, wie for dem ehemaligen Aldi-Markt, jetzt mehr Parkplätze gibt.

Foto: Nico hertgen

"Die Situation auf der Eich ist sehr, sehr kritisch. Wir haben große Sorgen", sagt Bernd Meyer, Vermieter des Lotto-Totto-Geschäftes auf der Eich und CDU-Ratsherr. Seitdem Aldi und Plus ausgezogen seien, habe sich auch der Mitnahmeeffekt deutlich verringert: "Wer früher zu Aldi und Plus ging, der kam auch noch zum Bäcker oder Metzger, oder holte sich eine Zeitung auf der Eich. Das fällt jetzt alles weg", beobachtet Meyer.

"Mit den Sorgen alleine"

Er und auch die anderen Vermieter fürchteten, dass es noch weitere Geschäftsleute von der Eich wegziehen könne, sagt Meyer: "Aber jeder ist da mit seinen Sorgen alleine", meint Meyer. Er sei ratlos, was zu tun sei, gibt er zu. Denn auch wenn die Stadt ihr Vitalisierungsprogramm wieder aufleben lassen würde, sähe er persönlich keinen positiven Effekt. Denn Meyer meint, im Gegensatz zu den Erfolgsbilanzen, die die Stadtverwaltung immer verbreitet habe, seien die Leerstände durch das Vitalisierungsprogramm nicht nachhaltig abgebaut worden. Bürgermeister Eric Weik bedauert aber, dass das Vitalisierungsprogramm nicht mehr greifen kann: "Wir mussten es aus Gründen der Haushaltskonsolidierung abschaffen", sagt er. Die Misere der Leerstände auf der Eich sei ihm geläufig: "Die Stadt hat aber das Stadtmarketing zu 100 Prozent an den Stadtmarketingverein WiW abgegeben", erinnert der Bürgermeister. Deshalb sei auch das Wirtschaftsförderungsamt der Stadt nicht mehr zuständig.

WiW-Mitarbeiter Maximilian Fresen verweist aber auf den Arbeitskreis der Geschäftsleute und Gastronomen von der Eich, die ihrerseits für die Problembewältigung in diesem Bereich zuständig seien. Doch gibt es eine solche Initiative überhaupt? Elektromeister Rafael vom Stein und Hotelier Klaus Willumat bestreiten dies im Gespräch mit der BM: "Es fehlt hier an einer politischen Lenkung in unserem Stadtbereich", beklagt vom Stein. Eine Initiative gebe es bislang nicht, nur lockere Gespräche würden manchmal geführt.

Mangel an Gemeinschaftsgefühl

Klaus Willumat sagt: "Der Bürgermeister kann uns die Geschäfte nicht voll machen." Seiner Meinung nach fehle es an zugkräftigen Spezialgeschäften, um die Eich wieder zu beleben. Eine Initiative unter den Kollegen vermisse er auch: "Mein Schwiegersohn hatl versucht, einen Adventsmarkt auf die Beine zu stellen und 16 Nachbarn angeschrieben. Nur ein einziger hat geantwortet", klagt Willumat über einen Mangel an Gemeinschaftsgefühl auf der Eich.

(RP)
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