Viersen Wenn Kinder vermisst werden

Viersen · Sie verschwinden beim Spielen oder auf dem Nachhauseweg. Oft fehlt jede Spur von einem vermissten Kind. Die Polizei versucht alles, um es zu finden. Die Maßnahmen richten sich nach dem Grad der Gefährdung.

NRW: Diese Kinder werden seit Jahren vermisst
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Diese Kinder werden in NRW vermisst

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Foto: rp/polizei

Kürzlich ist ein elfjähriger Junge aus Krefeld vom Spielen nicht nach Hause gekommen. Erst nach mehrstündiger Suche hat man das geistig behinderte Kind in Viersen gefunden. Für die Eltern ein Albtraum. 239 Personen sind im ersten Quartal 2013 im Kreis Viersen vermisst gemeldet worden. Im Schnitt bearbeitet die Kreispolizei etwa 800 Vermisstenfälle pro Jahr. Überwiegend sind es Kinder und Jugendliche, die verschwinden. "Einen Großteil macht natürlich die Kinder- und Jugendpsychiatrie in Süchteln aus", sagt Antje Heymans, Pressesprecherin der Kreispolizei in Viersen. Häufig würden Jugendliche dort ausreißen, weil sie zu ihren Familien zurück möchten.

"Zunächst ist wichtig zu unterscheiden zwischen Erwachsenen und Jugendlichen, also allen Personen unter 18 Jahren", erklärt Heymanns das Prozedere einer Vermisstenanzeige. Laut polizeilicher Richtlinie gelten Minderjährige als vermisst, wenn sie ihren Lebensmittelpunkt verlassen und sich dem Einflussbereich ihrer Erziehungsberechtigten entzogen haben.

Hubschrauber mit Wärmebildkameras und Hundestaffeln

Bei Erwachsenen müssen für eine Vermisstenanzeige schon konkrete Anhaltspunkte für eine Straftat vorliegen. Ausnahmen gelten, wenn die verschwundene Person eine Gefahr für sich selbst oder andere darstellt, sagt die Pressesprecherin.

Für die Beamten sei es häufig eine Gratwanderung, die Situation richtig einzuschätzen. Die Maßnahmen richten sich nach der Gefahrenlage. Zum "Standardprogramm" gehört die Ausschreibung der verschwundenen Person. Dann werden Infos über das Kind zusammengetragen — vorwiegend bei den Eltern. Freunde und Verwandte werden befragt, das Wohnumfeld und mögliche Anlaufstellen abgesucht. Außerdem werden benachbarte Behörden informiert und Krankenhäuser abtelefoniert, ob ein verletztes Kind eingeliefert wurde.

Ergeben sich daraus Anzeichen für eine Straftat, ziehen die Beamten alle Register polizeilicher Suchmöglichkeiten. Dazu zählen alle verfügbaren Streifenwagen, Zivilfahrzeuge, die Suchhundestaffel, Hundertschaften und Hubschrauber mit Wärmebildkameras. "Im Fall Mirco war zum Beispiel relativ schnell klar, dass wir es mit einem Verbrechen zu tun haben", sagt Heymanns. Der Elfjährige aus Grefrath war im September 2010 nach dem Spielen verschwunden. Mit Hochdruck hat die Polizei nach ihm gesucht. Der Täter, Olaf H., führte die Ermittler schließlich zur Leiche des Jungen, nachdem er am 26. Januar 2011 festgenommen wurde.

Welche Maßnahmen ergriffen würden, hänge letztlich vom Einzelfall ab, sagt Heymanns. Bei dem Jungen aus Krefeld waren Polizeistreifen und ein Hubschrauber — wenn auch nur kurz — im Einsatz. Der Schüler war fast 20 Kilometer mit seinem Rad ins benachbarte Viersen gefahren. Dort fiel er zwei jungen Frauen in einem Schnellrestaurant auf. Die Polizei brachte ihn schließlich nach Hause. "Wenn wir einen Minderjährigen finden, muss er so lange bei uns bleiben, bis seine Eltern oder Erziehungsberechtigten ihn abholen", sagt Heymanns.

(RP/ac/anch)
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