Viersen Notdienstpraxis Lobberich schließt trotz Ärzte-Protest

Viersen · Die Zentralisierung der Notdienstpraxen im Kreis kommt trotz Ablehnung der Ärztekammer. Schwalmtal beschäftigt sich heute mit dem Thema.

Die Ablehnung der Notfalldienstreform durch die Ärztekammer wird für den Kreis Viersen keine Folgen haben: Die Notdienstpraxis in Lobberich schließt wie geplant zum 31. März, und die Notdienstpraxis in Dülken übernimmt ab 1. April die Versorgung für den gesamten Kreis Viersen - inklusive des Ostkreises, der zu dem Termin seine Notdienstsprengel auflöst.

Die Diskussion um medizinische Notfälle hatte neuen Schwung bekommen, nachdem die Ärztekammer am Wochenende die Reform abgelehnt hatte. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein hatte sie am 11. Februar beschlossen.

Die Entscheidung, die Notdienstpraxis in Lobberich - angedockt am Nettetaler Krankenhaus - zu schließen, und Dülken zur zentralen Notdienstpraxis für den gesamten Kreis zu machen, sei bereits im Oktober geplant worden, sagt Werner Peters vom Gesundheitsnetzwerk Viersen (GNV), das die Notdienstpraxis betreibt. "Die Ärztekammer hat dem schon zugestimmt", sagt Peters. Gegen Ende des Jahres wird die Dülkener Praxis mit den übrigen Dülkener AKH-Abteilungen an der Hospitalstraße nach Viersen-Mitte an den Hoserkirchweg umziehen.

Als Grund für die Entscheidung nannte Peters: eine wirtschaftlich überlebensfähige Größe für eine Notfallpraxis im Kreis zu erhalten. "Es stand zu befürchten, dass wir ansonsten die Notdienstversorgung im Kreis verlieren. Für den Verbleib im Kreis spielt auch der Erhalt der kinderärztlichen Notdienstpraxis eine Rolle, die rund 20 Prozent des Umsatzes ausmacht. Damit hoffen wir, auch die kinderärztliche Versorgung halten zu können", sagt Peters. Ab April halbiere sich außerdem die Vergütung für den Notdienst. "Das ist erst seit dem Urteil eines Sozialgerichts im März beschlossen, aber es zeigt uns, dass wir mit unserer Planung richtig liegen. Nur größere Praxen bleiben überlebensfähig."

Unterdessen gibt es nicht nur von der Ärztekammer, sondern auch aus der Politik scharfe Kritik an der Zentralisierung. "Ich finde diese Veränderung im Hauruck-Verfahren und ohne Beteiligung der Bürgervertreter unerträglich", sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer.

Der Brüggener Bürgermeister Frank Gellen hatte die Pläne ebenfalls attackiert. Nun hat die KV Nordrhein ihm ein Gesprächsangebot unterbreitet. Mitte März hatte er ein Schreiben erhalten, in dem er mit den Bundestagsabgeordneten Schummer und Schiefner (SPD), für Mitte April zur KV Nordrhein eingeladen wurde. Gellen sagte außerdem, dass er sich im Gespräch mit den Bundestagsabgeordneten Schummer und Schiefner (SPD), Niederkrüchtens Bürgermeister Herbert Winzen, dem Landtagsabgeordneten Marcus Optendrenk (CDU) sowie dem Städte- und Gemeindebund befinde.

Auch Schwalmtal könnte sich dem Protest bald anschließen. Dort steht das Thema inklusive der Verabschiedung einer Resolution heute Abend im Rat auf der Tagesordnung. In dem Resolutionsentwurf fordern Politiker und Bürger einen konstruktiven Dialog mit der KV Nordrhein, der "die Besonderheiten des ländlich geprägten Westkreises" berücksichtigt, um nicht Teile des Kreises Viersen von der notdienstlichen Versorgung abzukoppeln. Bürgermeister Michael Pesch sagte: "Ich bin da auf einer Linie mit Brüggens Bürgermeister. Wir wollen mit der Kassenärztlichen Vereinigung ins Gespräch kommen und das bestmögliche Ergebnis für die Bürger im Westkreis erzielen." Unklar sei bislang auch, ob Dülken künftig als zentrale Praxis personell und räumlich verstärkt würde.

Bislang hält die KV Nordrhein unbeeindruckt an ihren Plänen fest. "Es ist die Entscheidung der KV. Das ist Selbstverwaltung", sagte Peters. "Darauf hat die Politik keinen Einfluss."

(RP)
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