Festhalle Viersen Witzige und weihnachtliche Grüße der Berlin Comedian Harmonists

VIERSEN ·   Die Erfolge der legendären Comedian Harmonists waren überwältigend – bis die Nazis den drei jüdischen Mitgliedern des Sextetts Auftrittsverbot erteilten. Überhaupt passte den braunen Machthabern die ganze Richtung nicht, die Lieder wären „nicht geeignet, den Wehrgedanken zu stärken“.

 Mit Evergreens wie „Ein Freund, ein guter Freund“ ließen die Berlin Comedian Harmonists in der Festhalle Viersen die alten Hits wiederaufleben.  RP-Foto: Knappe

Mit Evergreens wie „Ein Freund, ein guter Freund“ ließen die Berlin Comedian Harmonists in der Festhalle Viersen die alten Hits wiederaufleben. RP-Foto: Knappe

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Damit, kommentierte später ironisch Robert Biberti, der Bass des Vokalensembles, hätten die Nazis durchaus Recht gehabt. Lieder wie „Ich hab‘ für dich ‚nen Blumentopp bestellt“ oder „Mein kleiner grüner Kaktus“ waren „in der Tat nicht geeignet, den Wehrgedanken zu stärken“.

Erfreulicherweise gelten heute andere Maßstäbe, auch für die „Berlin Comedian Harmonists“, die in der ausverkauften Festhalle begeistert aufgenommen wurden. Mit Evergreens wie „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“ oder „Ein „Freund, ein guter Freund“ ließen sie die alten Hits wieder aufleben. Wie schon die originalen Comedian Harmonists scheuten Holger Off und Norbert Kohler (Tenor), Olaf Drauschke und Ulrich Bildstein (Bariton), Wolfgang Höltzl (Bass) und Nikolai Orloff (Klavier) nicht die überaus komplizierten Arrangements. Denn das, was da so leicht und locker klingt, ist äußerst mühsam einzustudieren. Die Texte stecken voller Zungenbrecher, die Harmonien sind schwierig zu singen, die Tonarten werden unentwegt gewechselt. Und das alles lief wie am Schnürchen.

Die „Berlin Comedian Harmonists“ beschränken sich nicht darauf, das alte Repertoire wieder zum Klingen zu bringen. Im typischen Stil der Altmeister kreieren sie auch neue Lieder. Wie angekündigt, widmeten sie einen Teil des Programms der Weihnachtszeit. Das geschah mit raffinierten Arrangements. Bei „Süßer die Glocken nie klingen“ ließen sie mit ihren Stimmen erkennbar die Glocken läuten. Und zur Abwechslung erklang „Lasst uns froh und munter sein“ auf echten Blockflöten.

Zwischendurch gab jedes Gruppenmitglied kleine Anekdoten aus seiner Kinderzeit zum Besten. Das taten sie alle mit vorbildlicher, akzentfreier Aussprache, egal, ob sie nun aus Berlin, dem Schwabenland oder dem weißrussischen Minsk stammen.

Drei Zugaben durften das begeisterte Publikum noch hören. Einmal weihnachtlich („Stille Nacht“ in unkonventioneller Fassung), dann witzig („Du bist zu fett“) und schließlich unmissverständlich „Auf Wiedersehen“).

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