Von Viersen nach Willich Donnerstags von Dülken nach Anrath

Dülken · Vom Lehrerdasein bekommt Gunter Fischer nicht genug. Der pensionierte Schulleiter aus Dülken unterrichtet jetzt am Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath. Auch Viersen steht für ihn bald wieder auf dem Stundenplan

 Der 66-jährige Dülkener Gunter Fischer unterrichtet am Lise-Meitner-Gymnasium einmal in der Woche die Fächer Physik und Mathematik.

Der 66-jährige Dülkener Gunter Fischer unterrichtet am Lise-Meitner-Gymnasium einmal in der Woche die Fächer Physik und Mathematik.

Foto: Norbert Prümen

Das Thema steht bereits in großen Buchstaben auf der Tafel im Physikraum des Lise-Meitner-Gymnasiums (LMG) in Anrath. „Strahlengang und Lichtverhalten an Konkavlinsen“ ist dort zu lesen. Auf dem großen Versuchstisch türmen sich Linsen, Lichtboxen und Spaltblenden, die Gunter Fischer bereits aus den Werkschränken herausgeholt hat. „Als ich am LMG zum ersten Mal die Physikräume betreten und die Ausstattung gesehen habe, hatte ich Tränen in den Augen. Die Ausstattung ist einfach nur exzellent und der Traum eines jeden Physiklehrers“, schwärmt Fischer. Der Dülkener ist neu an der Schule und erst im Schuljahr 2018/19 zum Lehrerteam gestoßen – und das auf einer rein freiwilligen Basis. Denn eigentlich ist der 66-Jährige seit dem 1. Februar 2018 in Rente.

Der ehemalige Schulleiter des Dülkener Clara-Schumann-Gymnasiums ist aber Lehrer mit Leib und Seele und kann sich vom Schulleben nur schwer trennen. Als so die Anfrage von Thomas Prell-Holthausen, Schulleiter des LMG, kam, ob Fischer keine Lust hätte, wegen eines Lehrerausfalls die Fächer Physik und Mathematik in Anrath zu unterrichten, musste er nicht lange überlegen. „Jetzt habe ich Zeit, das zu machen, was mir immer viel Freude gemacht hat – und das ist das Unterrichten. Als Schulleiter gab es kaum Zeit für den eigentlichen Unterricht, das hole ich nun nach. Wobei mein zweites Fach neben der Physik die Mathematik ist“, sagt Fischer und fügt lächelnd an, jetzt könne er sich überall die Rosinen rauspicken – und das LMG sei eine solche Rosine.

Dass Prell-Holthausen ausgerechnet Fischer ansprach, kommt nicht von ungefähr. Arbeitete Prell-Holthausen doch zwölf Jahre mit Fischer am Clara-Schumann-Gymnasium zusammen, wo er selbst stellvertretender Schulleiter war, bevor er als Leiter nach Anrath wechselte. Für Fischer ist der Donnerstag nun ein reiner Anrath-Tag geworden. Mit dem Fahrrad radelt er von Dülken nach Anrath, wobei seine braune Ledertasche, die ihn als Lehrer und Schulleiter ein Leben lang begleitete, auf dem Gepäckträger klemmt. Neben dem Physikunterricht in der Klasse 8a unterrichtet der ehemalige Schulleiter Mathe für Migranten am Anrather Gymnasium. Dass Fischer mit seiner Arbeit wieder ein Stück weit an die Ferien gebunden ist, macht ihm nichts aus. Für seine Hobbys bleibt ihm neben Unterricht und Unterrichtsvorbereitung genügend Zeit. „Außerdem kombiniere ich mein Hobby Radfahren ja mit meinem Unterricht. Die Strecke Dülken–Anrath fährt sich gut“, sagt Fischer. Alles andere sei nur eine Frage der entsprechenden Zeiteinteilung, fügt er an.

Die Schüler sind von Fischer begeistert. Sie mögen seine Art, den Unterricht zu gestalten, sehr. Schade ist nur, dass die Lehrertätigkeit von Fischer mit dem sich zu Ende neigenden Halbjahr aufhört. Die Lehrerin, die sich in Elternzeit befindet, kehrt zurück, und der Vertrag mit dem ehemaligen Schulleiter läuft aus. „Wir würden Herrn Fischer gerne weiter beschäftigen“, sagt Prell-Holthausen. Wenn ihm entsprechende flexible Mittel für befristete Verträge zur Verfügung stehen, werde dies auch möglich sein. Fischer geht indes nicht in den Ruhestand, wenn sein Vertrag mit dem LMG ausläuft: In Viersen wartet das Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium auf ihn. Dort geht es weiter mit dem Unterrichten von Mathe und Physik. „Wenn das Anrather Gymnasium mich aber wieder braucht, steige ich hier zusätzlich sofort wieder ein“, sagt Fischer, dem es am LMG aufgrund des guten Konzeptes und der hervorragenden Ausstattung sehr gut gefalle.

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