Was war geschehen? Betrüger hatten sich Zugang zum Googlemail-Konto von Herrn M. verschafft und eine gefälschte Mail an alle seine Kontakte versendet. Die folgende Korrespondenz wurde umgeleitet, so dass das Opfer nichts davon erfuhr. Inhalt der gefälschten elektronischen Nachricht:

"lch hoffe du hast dies schnell erhalten, ich bin nach Barcelona, Spanien verreist und habe meine Tasche verloren samt Reispass und kreditkarte. Die botschaft ist bereit, mich ohne meinen Pass fliegen zu lassen. Ich muss nur noch für mein ticket und die hotelrechnungen zahlen. Leider habe ich kein Geld dabei, meine kredit karte könnte helfen aber die ist auch in der Tasche. Ich habe schon kontakt mit meiner Bank aufgenommen, aber sie brauchen mehr zeit, um mir eine neue zu schicken. Ich wollte dich fragen ob du mir 1,500 euro so schnell wie möglich leihen kannst, Ich gebe es dir zurück sobald ich da bin. Ich muss unbedingt den nächsten Flug bekommen. Ich kann die die Details schicken wie du mir das Geld zukommen lassen kannst. Du kannst mich durch e-mail, Ich erwarte Ihre Antwort.
Liebe Grüße"

Das Problem: Herr M. stand an diesem Dienstagmorgen neben seiner Frau, als die mit dem verdutzten Sohn am Telefon sprach. "Sofort war uns klar, dass wir Opfer von Betrügern geworden sind", erklärte die Frau unserer Redaktion.

Die Masche funktioniert so: Betrüger, vermeintlich in einer Notsituation, bitten den angeblichen Bekannten um Geld. Dieses müsse schnellstmöglich überwiesen werden, da man sich im Ausland befinde und nach Deutschland zurück müsse. Als Zahlungsmethode wird vom Betrüger — wie im Viersener Fall von Herrn M. — die Geldsendung via "MoneyGram" angegeben.

Das Opfer füllt ein Sendeformular in einer Filiale der Bank Western Union aus. Das ausgefüllte Formular wird samt dem Geld am Schalter abgegeben und der Ausweis vorgezeigt. Als Beleg erhält man eine Money Transfer Control Number.

Diese wiederum gibt man dann dem Empfänger weiter, damit dieser - innerhalb weniger Sekunden steht das Geld weltweit zur Auszahlung bereit — die Summe in Empfang nehmen kann. Der Empfänger bzw. Betrüger erhält das Geld unter Vorzeigen eines gefälschten Ausweises.

Wie genau die Betrüger in das Googlemail-Konto von Herrn M. gelangt sind, ist unklar. Das Viersener Ehepaar vermutet, dass sich Hacker Kontrolle über den Rechner verschafft hatten und auf das Konto zugreifen konnten, weil M. sich zwei Tage lang nicht abgemeldet hatte. Häufig gelangen Betrüger auch über sogenannte Phishing-Mails an die Zugangsdaten zu Mailkonten: In einer gefälschten E-Mail werden Internetnutzer aufgefordert, einen Link anzuklicken, und gelangen auf eine Betrüger-Website, auf der sie ihre Zugangsdaten eingeben sollen.

Am Dienstagmorgen gegen 8.30 Uhr übernahmen die Betrüger das Mailkonto des Vierseners. Um 8.40 Uhr landeten die gefälschten Nachrichten in den Postfächern der Kontakte. "Nun sind alle Kontakte und alle Mails weg", berichtete Herr M.

"Wir haben sofort bei der Polizei angerufen. Doch dort sagte man uns nur, dass diese Anzeige bald in der Schublade landen würde. Denn diese Art von Betrug gebe es schließlich häufig", erklärte Frau M. geschockt.

Sie habe sofort ihre eigenen Passwörter geändert, vor allem die vom Online-Banking, erzählte sie. Auch habe sie bei der Hausbank angerufen, um sicher zu stellen, dass keine Kontobewegungen stattfinden. "Alles ok. Mein Mann aber ist am Boden zerstört."