Polizei deckt Internetbetrug auf Betrüger ergaunerten fünf Millionen Euro

Hamburg (RPO). Das Hamburger Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft haben einen groß angelegten Internetbetrug im Millionenumfang auffliegen lassen. Ermittler nahmen zwei 27 und 30 Jahre alte Hauptverdächtige fest und vollstreckten mehr als 70 Durchsuchungs- und Sicherstellungsbeschlüsse, wie ein Polizeisprecher am Montag in Hamburg mitteilte.

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Foto: AP, AP

Die beiden Verdächtigen sowie sechs Strohmänner im Alter zwischen 23 und 35 Jahren sollen mindestens 65.000 Internetnutzer durch sogenannte Abo-Fallen betrogen und auf diese Weise insgesamt fast fünf Millionen Euro ergaunert haben.

Bei Durchsuchungen in Hamburg, Berlin, Frankfurt, Würzburg, Lüneburg sowie im nordfriesischen Süderlügum stellten die Ermittler knapp 1,5 Millionen Euro sicher. Auderdem beschlagnahmten sie umfangreiches Beweismaterial, darunter auch 185 Festplatten und andere Datenträger in Computern und Servern. Gegen die beiden Hauptverdächtigen wurden Haftbefehle erlassen.

Laut dem Polizeisprecher erstatteten seit Mitte 2009 mehrere Tausend Geschädigte allein in Deutschland Strafanzeigen, da sie Rechnungen über je 60 bis 80 Euro für angeblich abgeschlossene, kostenpflichtige Abo-Verträge erhalten hatten. Den Anzeigenden wurden zum großen Teil auch Inkassoaufforderungen zugestellt.

Die Abo-Seiten wurden durch ein Geflecht aus neun arbeitsteilig agierenden Unternehmen ins Internet gestellt. Meist wurden Firmen, Konten und Büroräume bereits nach kurzer Zeit wieder geschlossen. Die Firmen hatten ihren Sitz in Hamburg und Lüneburg. Auf ihren Internetseiten wurden mehr als 230 Programme zur Aktualisierung von Software angeboten, darunter sogenannte Player.

Beim Originalhersteller sind solche Programme etwa als Freeware oder zumindest als Testversion kostenlos. Die Beschuldigten hingegen sollen diese Software verkauft haben, wobei sie Kostenhinweise gar nicht oder verdeckt auf ihre Seiten stellten.

Die Nutzer buchten so unwissentlich zum Beispiel bis zu einem Jahr kostenpflichtige Abos dieser Programme. Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch wegen Urheberrechtsverletzung, da die Beschuldigten von den Programmherstellern keine Rechte erworben hatten.

Die Polizei mahnt zur Vorsicht, wenn Anbieter für kostenlose Software im Internet zur Eingabe von Personalangaben auffordern. Originalhersteller verlangten dies nicht. Die mutmaßlichen Täter jedoch sammelten so Daten zum Versenden von Rechnungen.

(DDP)
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