Solingen "Unsere Freiheit ist kein altes Schwarzbrot"

Solingen · In einem alten Mercedes, gefühlt Baujahr 1989, wurde Joachim Gauck vorgefahren – zum Pressegespräch mit Oberbürgermeister Norbert Feith im Theater und Konzerthaus. Der OB betonte, wie stolz und glücklich die Stadt sei, Gauck den Ehrenpreis überreichen zu können – Gauck hingegen zeigte sich erfreut, aber auch überrascht.

"Ich kannte den Preis noch nicht. Und als ich dann sah, dass Jean-Claude Juncker vor mir die Auszeichnung bekommen hat, war ich erstaunt." Noch überraschter sei er gewesen, als er hörte, dass Juncker sogar anreisen würde, um die Laudatio auf ihn zu halten. Da habe er, sagt Gauck bescheiden, Juncker am liebsten angerufen und ihm gesagt: "Retten Sie lieber Europa!"

Doch er sei froh, dass er im Rahmen der Preisverleihung einmal mehr die Gelegenheit bekommen würde, über die Bedeutung von Freiheit und Mut sprechen zu können. Vor allem unter dem Eindruck der aktuellen Berichte über die rechtsradikale Terrorgruppe. "Diese Menschen widern mich an", sagte Gauck und betonte: "Die können unsere Freiheit aber nur beschmutzen, nicht bedrohen." Oberbürgermeister Feith hatte Bezug genommen auf den Brandanschlag von 1993 in Solingen, Gauck rechnete ihm das an. "Sie hätten das Thema übergehen können. Aber ich stamme aus Rostock", auch dort habe es ja einen Anschlag gegeben.

Besonderes Lob sprach er dem Rahmenprogramm aus. "Ich freue mich sehr auf die Diskussion mit Jugendlichen." Gauck trifft heute auf Schüler im Kunstmuseum. Es sei wichtig, Freiheit nicht als Selbstverständlichkeit zu begreifen: "Unsere Freiheit ist kein altes Schwarzbrot, das einfach so herumliegt."

(RP)
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