Solingen Ein Freigeist eint die Geister

Solingen · Mit Joachim Gauck als elftem Preisträger des Solinger Ehrenpreises Schärfste Klinge wurde ein streitbarer Geist geehrt, der es dennoch schafft, Gegner und Freunde einander nahe zu bringen.

Es gibt nur einen Grund, warum Jean-Claude Juncker den Preisträger der Schärften Klinge nicht gerne als Sieger im Rennen um das Amt des Bundespräsidenten gesehen hätte: "Sie hätten oft schweigen müssen, aber wir mögen sie ja gerade, weil sie reden", sagte der luxemburgische Premierminister in seiner Laudatio auf den Preisträger Joachim Gauck am Donnerstagabend im voll besetzten Konzertsaal. Frieden und Freiheit, so Juncker, sind keine Selbstverständlichkeit, die Mauer ist nicht von alleine gefallen, sie wurde von Männern und Frauen zum Einsturz gebracht. Einer dieser Menschen ist Joachim Gauck. Pastor mit Geburtsort Rostock, Gründungsmitglied des neuen Forums , Kontrolleur der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit und Bundesbeauftragter für die Unterlagen der Staatssicherheit.

Einen würdiger Preisträger, der schon bei der Pressekonferenz vor Beginn des Festakts so locker ins Plaudern geriet, dass die Journalisten ihn kaum gehen lassen wollten.

Als "in noblem Wortsinn chamäleonhaft" bezeichnete ihn Laudator Juncker, der sozusagen zwischen zwei Terminen nach Solingen gereist war, knapp vor Beginn der Feierstunde eintraf und nach dem Festakt dann auch gleich wieder Richtung Luxemburg entschwebte. Genau wie vor drei Jahren, als er am 21. September 2008 selbst Preisträger war. "Wir brauchen Männer und Frauen wie sie", schloss der Laudator, bevor er Joachim Gauck herzlich umarmte. Es war die erste persönliche Begegnung der beiden Männer.

Joachim Gauck ist vielfach ausgezeichnet. Er zeigte sich dennoch gerührt und betonte, dass noch nie ein leibhaftiges Symphonieorchester zu seinen Ehren gespielt habe. Die Bergischen Symphoniker unter Generalmusikdirektor Peter Kuhn taten es gern, die Dankesrede des Preisträgers verfolgten die Musiker sichtlich interessiert.

"Ich bin total überrascht, dass Mr. Europa hier ist und dann auch noch so bewegende Worte sagt, die direkt in mein Herz gegangen sind", lobte Joachim Gauck Junckers Laudatio. Er selbst wolle seine Worte kurz halten, hatte der Preisträger zuvor den Journalisten versprochen, schließlich wolle man ja auch noch essen. Damit auch dies zur würdigen Feierstunde passte, hatten Edeltraud Hitzegrad und ihr Team hinter den Kulissen alle Register gezogen. Gesetzt wurde auf regionale Küche mit Jungschweinbraten, Rinderrouladen, Apfelkuchen und Schokoladenpudding. Ein Buffet, das so recht nach dem Geschmack des bodenständigen Preisträger gewesen sein dürfte.

Die Jugendlichen, die Joachim Gauck heute treffen, dürfen sich auf einen spannenden, lehrreichen und unterhaltsamen Vormittag freuen.

(RP)
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