Solingen Milchbauern wollen höhere Preise

Solingen · Gestern rief der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter seine Milchbauern angesichts der niedrigen Milchpreise zum Lieferstopp auf. Die Solinger Milchbauern zögern aber noch.

"Meine Milch wegzuschütten, anstatt sie auszuliefern, ist für mich das allerletzte Mittel im Kampf für gerechte Milchpreise und ich möchte es noch nicht anwenden", sagt Karl-Otto Dickhoven. Der Ortsvorsitzende des Deutschen Bauernverbandes hat sich wie auch die anderen drei Milchbauern in Solingen nicht an dem Lieferboykott beteiligt, zu dem der Bundesverband aufgerufen hatte. "Selbstverständlich stimme ich den Streikenden grundsätzlich zu", so Dickhoven. Der Grund für den Streik seien die viel zu niedrigen Milchpreise.

"Wir müssen mindestens 40 Cent für den Liter Milch erhalten, um wirtschaftlich arbeiten zu können." Er besitzt 180 Milchkühe, die täglich 4000 Liter Milch bringen. "Die Entwicklung der Milchpreise ist katastrophal, nur noch die Einzelhändler profitieren." Trotz der steigenden Kosten für Energie und Futter seien die Preise für Milch nicht angehoben worden — im Gegenteil. "Im Vorjahr waren die Milchpreise sehr schlecht, dann wurde im Sommer die 40-Cent-Marke erreicht, im Dezember lagen wir sogar bei über 40 Cent, im April jedoch bekamen wir nur noch 34 Cent und es sollen noch zwei Cent weniger werden — davon können wir nicht leben."

Aufklärung und Protest

Der Milchbauer erfuhr erst gestern um sechs Uhr morgens von den Streikplänen. "Ich selbst bin nicht Mitglied des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, bin aber dafür, dass sich der Deutsche Bauernverband mit diesem solidarisiert." Für Karl-Otto Dickhoven sind die Mittel der Wahl im Streit um die Milchpreise Aufklärung und Protest.

Bereits vor einem Monat hat er zusammen mit seinen Kollegen vom Bauernverband in einem Wuppertaler Supermarkt Flugblätter verteilt. "Die Verbraucher wären durchaus bereit, mehr für die Milch zu zahlen", hat er die Erfahrung gemacht. "Ich setze erst mal auf ein Appellieren an die Verbraucher, da ich die Milch aus ethischen und finanziellen Gründen nicht einfach vernichten möchte."

Sollte es jedoch zu keinen Ergebnissen kommen, sei Dickhoven bereit, sich an dem Lieferboykott zu beteiligen. Bio-Milchbauer Peter Bruchhaus ist aber auf keinen Fall dabei. "Würde ich nicht seit 2001 Bio-Milch produzieren, wäre ich sofort dabei, denn ich finde, dass Lebensmittel gerecht bezahlt werden müssen", sagt er. Bruchhaus ist zufrieden mit seinem Bruttoverdienst von 52 Cent pro Liter. "Besonders freue ich mich über das ökologische Bewusstsein der Verbraucher und die Bereitschaft, auch dafür zu zahlen."

Milchbauer Knut Meinsma hätte sich im Boykott mehr Einigkeit gewünscht: "Keiner der Solinger Milchbauern streikt, und wir kommunizieren miteinander. Aber deutschlandweit hätte man eine gemeinsame Linie finden müssen, denn die Lage der Milchbauern ist dramatisch."

(RP)
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