Solingen Carl Mertens auf der Suche nach einer "Solinger Lösung"

Solingen · Das 1919 gegründete Unternehmen vom Krahenhöher Weg stellt zum zweiten Mal nach 2006 einen Insolvenzantrag.

 Waren bisher Partner: Curt Mertens (l.) und Detlev Stocke.

Waren bisher Partner: Curt Mertens (l.) und Detlev Stocke.

Foto: uwv (Archiv)

Im Februar und März ist die Auftragslage eingebrochen, ohnehin gibt es generell eine Strukturkrise in der Branche, weiß Stephan Ries. Der Anwalt ist jetzt zum vorläufigen Insolvenzverwalter bei der Solinger Traditionsfirma Carl Mertens vom Krahenhöher Weg eingesetzt worden, nachdem am Gründonnerstag das Verfahren eröffnet hatte. 23 Mitarbeiter sind betroffen, für April, Mai und Juni übernimmt die Arbeitsagentur die Lohnkosten.

Nach Ende August 2006 - damals waren hohe sechsstellige Forderungsausfälle aus dem Ausland der Grund - ist es die zweite Insolvenz, die das 1919 gegründete Unternehmen bewältigen muss. Das dies gelingen kann, davon ist Stephan Ries überzeugt: "Es ist mit Umsicht gehandelt worden, eine gewisse Liquidität ist noch vorhanden, es gibt Bewegungsspielräume", sagt der vorläufige Insolvenzverwalter mit Blick auf die Arbeit der Geschäftsführung und des Beirats des Unternehmens.

Bestecke, Messer sowie Wohn- und Tischaccessoires im hochwertigen Bereich werden von der Solinger Manufaktur hergestellt, die zuletzt insbesondere auf Luxus- beziehungsweise zahlungskräftige Kunden vor allem aus Russland, Arabien oder der Schweiz aktiv zuging. "Wir werden zunächst den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten", kündigt Stephan Ries an.

Er war bereits im Unternehmen und fand hier eine motivierte Belegschaft vor. Gespräche mit dem früheren Insolvenzverwalter Dr. Rainer Maus will er ebenso führen wie mit der Stadt-Sparkasse Solingen, um Interessenlagen auszuloten. "Made in Germany und made in Solingen sind Qualitätssiegel, die Firma Carl Mertens kann ebenso mit einem guten Design punkten und hat ein gutes Image", sagt Ries. Wenn es allerdings an Kapitalkraft mangele, werde es schwierig.

Ziel des vorläufigen Insolvenzverwalters ist es, "den Erhalt des Unternehmens zu sichern und eine Lösung zu finden, die zumindest einen Teil der Arbeitskräfte im Unternehmen halten kann."

Aus Sicht von Stephan Ries ist eine Lösung indes nur gemeinsam mit einem Kooperationspartner zu schaffen, um den Strukturproblemen in der Branche zu begegnen. "Wir werden die Flinte nicht ins Korn werfen", sagt der Rechtsanwalt. Er geht derzeit davon aus, dass eventuell Anfang Juli das ordentliche Insolvenzverfahren eröffnet werden kann.

Mit Detlev Stocke, gleichzeitig auch Vorsitzender des Vereins Museum Plagiarius, hatte Curt Mertens bereits 2008 einen Partner gefunden, der nicht nur Kapital, sondern auch Ideen nach der ersten Insolvenz 2006 einbrachte. Ende 2013 wechselte der Mehrheitsgesellschafter von der Geschäftsführung in den neu gegründeten Beirat der Carl Mertens GmbH. Offenbar ist er aber nicht mehr bereit, weiter Geld ins Unternehmen zu stecken. Am 1. März dieses Jahres folgte dann auch der langjährige Geschäftsführer Curt Mertens in den Beirat. Als neuer Geschäftsführer wurde Peter Gröndahl eingesetzt.

"Wir haben nur im Januar den Planumsatz geschafft", sagt Curt Mertens, der in dritter Generation 36 Jahre lang an der Spitze des Familienunternehmens stand und das Unternehmen wie kein Zweiter prägte. Im März seien es nur noch 50 Prozent gewesen. Als Beiratsmitglied informiert und berät er jetzt den vorläufigen Insolvenzverwalter. "Für uns ist es wichtig, eine schnelle und zielgerechte Lösung zu finden", sagt Curt Mertens.

Ihm schwebt eine "Solinger Lösung" vor, das heißt, ein klingenstädtisches Unternehmen als Partner zu finden, der die im In- und Ausland anerkannte Premiummarke Carl Mertens integrieren sowie weiterentwickeln kann und will. "Wir sind hier bereits in Gesprächen", sagt das Beiratsmitglied und betont: "Ein Partner, der nur Geld mitbringt, reicht nicht aus."

(RP)
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