Solingen Landwirte fordern: Hunde an die Leine

Solingen · Bei Hundebesitzern, die ihren Vierbeinern Auslauf in der freien Natur bieten wollen, ist derzeit besondere Rücksicht gefragt. Doch trotz Gefahren für Wildnachwuchs und die Qualität der Ernte, hält sich nicht jeder an die Leinenpflicht.

Solingen: Landwirte fordern: Hunde an die Leine
Foto: Probst (Archiv)

Langsam wandert Jochen Klister über die große Wiese An der Gemarke und lässt seinen Blick über das satte Grün schweifen. Mit einer blauen Leine führt er seine Hunde Sammy (11) und Rocky (16), die die Tour durch die Frühlings-Sonne sichtlich genießen. Schließlich gibt es für Vierbeiner viel zu entdecken, wenn die Natur wieder zum Leben erwacht. Zwar haben die beiden Rüden An der Gemarke auch die Möglichkeit, frei über die Wiese zu tollen, doch wenn es für einen ausführlichen Spaziergang in die freie Natur geht, dann kann ihr "Herrchen" Jochen Klister auf die Leine nicht mehr verzichten.

"In der Nähe von Feldern lasse ich die beiden nicht frei laufen - auch um den Wildnachwuchs nicht zu gefährden", erklärt der 61-Jährige, der mindestens dreimal täglich mit Rocky und Sammy ins Freie geht.

Dass manche Hundehalter keinerlei Rücksicht auf Wild-Tiere und Landwirtschaft nehmen, dafür hat der Ohligser kein Verständnis. "Solche Leute versauen den anderen Hundehaltern schlichtweg ihren Ruf", sagt Klister. Zwar spreche er auf seinen Spaziergängen durch die freie Natur regelmäßig Besitzer von unangeleinten Vierbeinern an, um sie über die Gefahren ihres Handelns aufzuklären, "doch diese Gespräche sind meistens sehr schnell beendet", sagt Jochen Klister.

Dass sich nicht jeder Hundebesitzer derart vorbildlich verhält, müssen Landwirte von Jahr zu Jahr feststellen. Dabei ist bei Haltern in diesen Monaten besondere Rücksicht gefragt. Denn von Anfang April bis Mitte Juli bringen wildlebende Tiere ihren Nachwuchs zur Welt. Hunde könnten die Tiere erschrecken.

"Auch die Folien und das Vlies auf den Erdbeer- und Salatfeldern, die zurzeit ausgelegt sind, können durch Hunde beschädigt werden. Das kostet den jeweiligen Landwirt viel Geld", sagt Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann. Auch Exkremente stellten ein großes Problem dar. "Hundekot auf Feldern und die Erzeugung von Lebensmitteln passen nicht zusammen", sagt Martin Dahlmann. Schon bei einem einzigen Spaziergang könne ein Hund unzählige Spuren in Feldern und Wiesen hinterlassen, wodurch die Gefahr auf Verschmutzung und Vernichtung zahlreicher Kulturpflanzen steige. Der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Mettmann appelliert an Hundehalter, auf den Wegen zu bleiben und keine Bälle und Stöckchen auf die landwirtschaftlichen Flächen zu werfen. Diese können bei der Ernte hinderlich sein.

Das Argument, Hundekot sei gleich Kuhfladen, entkräftet der Vorsitzende. Würde Gülle oder Mist auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebreitet, so werde er vom Boden schnell aufgenommen. Zumal sich die Pflanze dann noch im Boden befände und auf den Pflanzen selbst keine Gülle ausgetragen würde. Übertragung von Krankheiten erfolge ausschließlich durch den Kot von Fleischfressern.

Im schlimmsten Falle könnten die Hygiene-Richtlinien der EU, die bei der Gewinnung von Lebensmitteln auferlegt sind, nicht eingehalten werden. Somit wäre das Getreidefutter nicht mehr verwendbar. Für erzeugte Produkte wie Fleisch oder Milch trage der Landwirt jedoch die volle Verantwortung. Martin Dahlmann rät den Bauern zum Dialog mit Hundebesitzern, um gegenseitiges Verständnis zu verdeutlichen.

Die Stadt wurde übrigens noch nicht eingeschaltet. Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte Stephan Trunk, Leiter des Ordnungsamtes, jedoch, dass derzeit keine Beschwerden dieser Art vorlägen.

(RP)
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