Solingen Berufsorientierung für Flüchtlinge

Solingen · IHK-Lehrwerkstatt startet neues Projekt der beruflichen Orientierung für Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Amadou ist gerade einmal 15 Jahre jung, er stammt aus Guinea und hat sich von dort alleine als Flüchtling nach Solingen durchgeschlagen. Seit rund einem dreiviertel Jahr ist er in der Klingenstadt, besucht die Hauptschule Krahenhöhe - in unmittelbarer Nähe zur Lehrwerkstatt der Industrie- und Handelskammer (IHK). Dort startete gestern Nachmittag ein Berufsorientierungsprojekt im Bereich Metall mit gleichzeitiger Vermittlung der Fachsprache für Jugendliche mit Migrationshintergrund, an dem Amadou gemeinsam mit weiteren 13 Jugendlichen teilnimmt, die ihre Heimat verlassen mussten. "Wir hoffen, mit diesem Projekt einen Integrationsbeitrag zu leisten", sagte der Geschäftsführer der IHK-Lehrwerkstatt, Ludger Benda. Die IHK, die Walbusch-Stiftung, das Integrationsamt, die Sparkasse und die Grohe-Stiftung (Hamburg) sowie die Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände unterstützen das Projekt für die jugendlichen Flüchtlinge im Alter zwischen 15 und 19 Jahren.

Die kommen auch aus Syrien, Marokko, Pakistan, dem Kosovo und unter anderem aus Ungarn und Afghanistan, erzählt Johanne Buyken, die am Mildred-Scheel-Berufskolleg Deutsch als Fremdsprache unterricht und die internationale Förderklasse leitet. "Unser Ziel ist es, die Jugendlichen so schnell wie möglich beruflich, sozial und sprachlich zu integrieren", sagt Buyken, ein Ansatz, den auch Ute Dorfmüller, die stellvertretende Schulleiterin der Hauptschule Krahenhöhe, als sehr wichtig erachtet. Sie weiß: "Ohne Deutschkenntnisse haben diese Jugendlichen keine Chance auf Berufsausbildung. Deutsch zu lernen, öffnet ihnen die Tür zu einer Ausbildung."

Beide Schulen konnten nun insgesamt 14 jugendliche Flüchtlinge in das Projekt in der IHK-Lehrwerkstatt entsenden. Auf insgesamt zehn Monate ist es ausgelegt, jeweils in ihrer Freizeit dienstags und freitags von 16 bis 19.15 Uhr und 13.30 bis 16.45 Uhr kommen die Jugendlichen in die Lehrwerkstatt an der Schützenstraße. "Die deutsche Sprache lernen und auch Metall bearbeiten", sagt der Leiter der Lehrwerkstatt, Andreas Braun, "steht im Mittelpunkt des Projektes. Wir versuchen so, die Jugendlichen auf ein Praktikum in einem Betrieb vorzubereiten - im Idealfall auf eine Ausbildungsstelle." Aber auch individuelle Förderung sei möglich, Hilfe beim Schreiben von Bewerbungen und interkulturelles Training gebe es im Rahmen des Projektes.

Für Johanne Buyken ist dieses Angebot der Lehrwerkstatt jedenfalls ein wichtiger Baustein zur Integration der jungen Flüchtlinge. Ute Dorfmüller sieht darin nicht nur eine gute Idee, sondern auch eine Chance: "Ich hoffe, dass die Jugendlichen diese Chance nutzen", sagt die stellvertretende Schulleiterin. Drei Vorbereitungsklassen mit 50 jugendlichen Flüchtlingen gibt es an der Hauptschule Krahenhöhe, und ginge es nach Ute Dorfmüller, könnten über das Projekt noch mehr gefördert werden: "Wir haben bereits eine Warteliste mit zehn Personen." Der 15-jährige Amadou freut sich jedenfalls, in die Lehrwerkstatt kommen zu dürfen. Was er einmal beruflich werden will, das weiß er noch nicht. Wichtig ist ihm, "zunächst gut Deutsch zu lernen".

(RP)
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