Solingen Der ohne Instrument ist der Dirigent

Solingen · Rund 500 Viertklässler der Grundschulen kamen am Dienstag zum Wandelkonzert der Bergischen Symphoniker. Am Donnerstag und Freitag geht es weiter.

"Ist das da der Chef von denen ?", fragt ein Knirps. Und er hat recht: Der ohne Instrument ist der Dirigent. Drei Tage lang gleicht nun wieder das Theater und Konzerthaus einem Sack voll aufgeweckter Flöhe. Die traditionellen Wandelkonzerte der Bergischen Symphoniker für die Viertklässler aller Solinger Grundschulen stehen an. Gestern tummelten sich rund 500 Grundschüler im Musentempel. Heute und morgen geht es weiter mit den Konzerten.

Da waren die "Ahs" und "Ohs" groß als der Tubist den Trichter seines Instrumentes zeigte. Als Kind könnte man glatt darin verschwinden. Im Pina-Bausch-Saal waren die Blechbläser und Schlagwerker zu Gange und begrüßten die Schüler und Lehrer mit einer flotten Beatles-Nummer.

Wie ein Blechblas-Instrument funktioniert, wurde zunächst an einem einfachen Jagdhorn demonstriert. Das hat schon alles, was man zum Musikmachen braucht: ein kesselförmiges Mundstück, eine Metallröhre und einen Schallbecher. Fünf Schüler durften sich daran versuchen. Lippen anspannen und losgeht es - oder noch nicht so ganz. Denn so richtig einfach ist es nicht. Es klang dann doch eher nach heißer Luft oder Pups. Aber schließlich hatten alle ihren Ton gefunden. Da man aber auf dem Jagdhorn mit seinen gut ein halbes Dutzend Naturtönen keine großen Melodien spielen kann, brachte die Instrumentenbauer auf die Idee mit den Ventilen. Damit kann man die Länge der Luftsäule regulieren und alle Töne spielen. Das konnte man an der Trompete, dem Horn und der Tuba sehen. Ventile braucht die Posaune nicht, denn sie hat einen Zug, der das Rohr länger oder kürzer macht.

Dass Töne und Musik etwas mit der Größe und Länge der Instrumente zu tun haben, konnte man auch im Konzertsaal lernen. Dort stellten sich die Holzbläser vor. Aber so mancher der kleinen Besucher kam da doch ins Grübeln: Die Querflöte ist doch aus Metall ? Des Rätsels Lösung: Früher wurde diese Flöte tatsächlich aus Holz gebaut. Und dass man ganz verschiedene Klänge erzeugen kann, ließ die Kinder applaudieren: sanft und verträumt in Griegs "Morgenstimmung", schrill und durchdringend als Vogel in "Peter und der Wolf". Und wie die Luft in den Instrumenten zum Schwingen gebracht wird, damit überhaupt ein Ton entsteht, wurde auch erklärt. Bei der Flöte ist es der Spaltklang, wenn man über eine leere Flasche bläst. Bei Klarinette, Oboe und Fagott wird die Luft durch schwingende Rohrblätter in Musik verwandelt.

Etwas ganz Wichtiges gab es dann im Kammermusiksaal zu lernen, wo es um Frosch und Pferdehaar, Steg und Schnecke ging: die Streichinstrumente. Denn, wie kann man überhaupt Musik wahrnehmen ? Allgemeines Kopfkratzen. Ja, wofür sind den die Ohren da ? "Um zu lernen", kam die pflichtschuldige Antwort aus Schülermund. Zwar korrekt, aber zunächst sind sie zum Hören da. Das geht über durch die Luft sausende Schallwellen, die man auch tatsächlich spüren kann, wenn der große Kontrabass den Fußboden gleich mitschwingen lässt. Und es funktioniert tatsächlich mit Luft: Da war das Staunen mal wieder groß, als mit den Schalllöchern des Kontrabasses eine Flamme ausgepustet wurde.

Zum Schluss ging es nochmals - für alle diesmal - ins Theater. Dort spielten die Bergischen Symphoniker zusammen für ihr junges Publikum. Und dort war auch der "Chef von denen", der ohne Instrument.

(RP)
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